Für Hausärzte gibt es bei der Versorgung von Kopfschmerz-Patienten drei besonders große Mängel:
In einer aktuellen Umfrage der Deutschen Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft (DMKG) im Rahmen der Initiative "Attacke! Gemeinsam gegen Kopfschmerzen" sollten die Allgemeinmediziner die Versorgungssituation von Kopfschmerzpatienten und ihr eigenes Informationsbedürfnis zum Thema Kopfschmerzen einschätzen.
48 Prozent der Hausärztinnen und Hausärzte wünschen sich einen stärkeren Austausch mit Experten für Kopfschmerz. Diesen Austausch würden sie live bei Veranstaltungen, Kongressen, Fortbildungen und in Gesprächen in Qualitätszirkeln schätzen, und weniger auf digitaler Ebene über das Telefon, per Mail oder über digitale Gruppen.
21 Prozent der Befragten wünschen sich keinen intensiveren Austausch. Dafür gab es drei Gründe:
Dabeit waren es mit 57 Prozent vor allem die Hausärztinnen, die bereits gut vernetzt waren.
Bereits im Mai 2021 hatte eine Umfrage der DMKG ergeben, dass Hausärzte unzufrieden mit dem Fortbildungsangebot zu Kopfschmerz und Migräne sind. Dabei sind Kopfschmerzen laut RKI-Bericht weit verbreitet. 51 Prozent der Teilnehmenden einer Studie hatten demnach in den vergangenen 12 Monaten Kopfschmerzen oder Migräne. Alarmierend ist die Situation bei Kindern. Ein Drittel der Schüler in Deutschland hat regelmäßig Kopfschmerzen. Eine Münchner Studie hat gezeigt, dass Kopfschmerzen bei Kindern oft unterschätzt werden, Therapieangebote würden oft fehlen.
"Bei dem enormen Bedarf in der Versorgung können die Bemühungen der Fachgesellschaft allerdings nur ein Tropfen auf den heißen Stein sein. Es müssten bessere finanzielle Anreize geschaffen werden sowie eine gezielte politische Steuerung stattfinden, um diese tiefe Kluft zwischen Angebot und Nachfrage zumindest deutlich kleiner zu machen", fordert DMKG-Präsident Tim Jürgens. Die Erstattung von Therapiekosten für Patienten mit Migräne erfordere insbesondere im Hinblick auf innovative Behandlungsansätze umfangreiche Vortherapien und deren Dokumentation. Für stationäre oder teilstationäre Therapien seien die Kriterien zur Kostenübernahme ebenso komplex angelegt. Das schränke im klinischen Alltag den Zugang zu vielen Therapien ein und erhöhe die Arbeitsbelastung insbesondere für niedergelassene Kollegen. "Die primäre Anlaufstelle ist die Hausarztpraxis", sagt Jürgens. Mehr dazu im Interview.
Die DMKG-Initiative "Attacke" will Praktizierende aller Fachrichtungen mit dem Schwerpunkt Hausarztpraxis bei der Therapie von Kopfschmerzpatienten unterstützen und einen besseren Austausch ermöglichen. Mit Fortbildungsaktivitäten sollen Unsicherheiten bei der Diagnostik behoben werden.