Leistung der 2021-Kriterien für die Diagnose von PNSs

Eine aktuelle Studie untersucht, wie gut die 2021 festgelegten Kriterien für paraneoplastische neurologische Syndrome im Kindesalter in der Praxis angewendet werden können. Diese seltene neurologische Erkrankung ist oft schwer zu diagnostizieren.

Paraneoplastische neurologische Syndrome (PNS)

Der Begriff PNS bezeichnet Symptome oder Anzeichen, die durch Schäden an Organen oder Geweben verursacht werden, die weit entfernt von einem bösartigen Tumor oder dessen Metastasen liegen. PNS können zu schwerer neurologischer Morbidität und Mortalität führen. Neurologen sehen solche Fälle oft bei Patienten, bei denen keine bösartige Erkrankung bekannt ist. PNS werden durch eine Immunreaktion gegen onkoneurale Antigene ausgelöst. Diese werden vom Tumor exprimiert und kommen auch im Nervensystem vor. Das Opsoklonus-Myoklonus-Syndrom (OMS) ist eines der häufigsten paraneoplastischen neurologischen Syndrome bei Kindern.

In letzter Zeit wächst das Interesse an der Erforschung von Kindern mit paraneoplastischen neurologischen Syndromen. Dennoch gibt es im Vergleich zu Erwachsenen nur wenig Literatur zu diesem Thema. 

Die Häufigkeit von PNS ist gering, da sie nur bei etwa 1 % der Patienten mit soliden Tumoren auftreten. Besonders häufig kommen sie bei kleinzelligem Lungenkarzinom (SCLC), Brustkrebs und Eierstockkrebs bei Erwachsenen vor sowie am häufigsten bei Neuroblastomen im Kindesalter.

Diagnosekriterien 2021 für paraneoplastische neurologische Syndrome

Die 2021-Kriterien für die Diagnose von PNS 1 stellen erhebliche Fortschritte gegenüber den Kriterien von 2004 dar. Diese Aktualisierungen wurden durch die Entdeckung neuer Antikörper und ein besseres Verständnis der klinischen Erscheinungsformen von PNS vorangetrieben. Die überarbeiteten Kriterien führen einen gestuften diagnostischen Ansatz ein, der Fälle anhand eines umfassenden Bewertungssystems in mögliche, wahrscheinliche und eindeutige PNS einteilt. Dies geschieht auf Grundlage eines umfassenden Bewertungssystems. Dieses System berücksichtigt den klinischen Phänotyp, die Art der Antikörper, das Vorhandensein oder das Fehlen von Krebs und die Dauer der Nachbeobachtung. Die Kriterien unterscheiden außerdem zwischen Antikörpern und Phänotypen mit hohem und mittlerem Risiko, welches ihre unterschiedliche Assoziation mit Krebs widerspiegelt.

Bewähren sich die 2021-Kriterien bei pädiatrischen PNS?

In einer retrospektiven Studie von Zhou et al. 2 wurden pädiatrische Patienten analysiert, bei denen zwischen Juni 2015 und Juni 2023 im Kinderkrankenhaus von Peking ein PNS diagnostiziert wurde. Insgesamt wurden 42 Patienten (20 männliche) mit einem Durchschnittsalter von 1,75 Jahren eingeschlossen. Das häufigste neurologische Syndrom war das Opsoklonus-Myoklonus-Syndrom (OMS) (62 %), gefolgt von dem schnell fortschreitenden Kleinhirnsyndrom (26 %). Das Neuroblastom war der vorherrschende Tumor (88 %), während Ovarialteratome 10 % der Fälle ausmachten. Nach den 2021-Kriterien wurden 71 % der Patienten als eindeutig, 24 % als wahrscheinlich, 2 % als möglich und 2 % als nicht-PNS eingestuft. Bei 95 % der Patienten wurden die Tumore innerhalb eines Monats nach Auftreten der neurologischen Symptome entdeckt. Paraneoplastische Antikörper waren bei 12 % der Patienten positiv, darunter Anti-NMDAR-, Hu- und CV2-Antikörper.

Behandlung und Ergebnisse

Die in der Studie beschriebene Behandlung des pädiatrischen paraneoplastischen neurologischen Syndroms (PNS) umfasst eine Kombination aus tumorspezifischen Therapien und immunmodulierenden Behandlungen. Die Bedeutung einer frühzeitigen Tumorresektion und Chemotherapie kann nicht genug betont werden, da diese Maßnahmen die primäre Quelle der Immunreaktion, die die neurologischen Symptome verursacht, direkt bekämpfen. Die Daten der Studie deuten darauf hin, dass ein rechtzeitiger chirurgischer Eingriff in Verbindung mit einer Chemotherapie die neurologischen Ergebnisse bei Kindern mit Neuroblastom-assoziierten PNS deutlich verbessert.

Immuntherapien, einschließlich intravenösem Gammaglobulin (IVIG) und Glukokortikoiden, spielen eine entscheidende Rolle bei der Modulation der Immunantwort und der Verringerung von Entzündungen. Die allgemeine Verabreichung dieser Therapien an alle Studienteilnehmer unterstreicht ihre Bedeutung im Behandlungsprotokoll. Die während der Nachbeobachtungszeit beobachtete signifikante Verbesserung der Werte auf der modifizierten Rankin-Skala (mRS) unterstreicht die Wirksamkeit dieser Behandlungen bei der Wiederherstellung der neurologischen Funktion.

Nur 17 % der Patienten zeigten eine unzureichende Reaktion auf die Behandlung, insbesondere in der Gruppe mit niedrigem Risiko, die keine Chemotherapie erhielt. Dieses Ergebnis deutet darauf hin, dass ein aggressiverer Behandlungsansatz auch in Fällen, die ursprünglich als risikoarm eingestuft wurden, gerechtfertigt sein könnte. Insbesondere um eine refraktäre Erkrankung zu verhindern und die langfristigen Ergebnisse zu verbessern.

Zukünftige Perspektiven

Die Studie unterstreicht, dass OMS und rasch progrediente zerebelläre Ataxie die häufigsten pädiatrischen PNS sind, die oft mit Neuroblastomen assoziiert sind. Eine aggressive multimodale Immuntherapie kann die Prognose in diesen Fällen verbessern. Die Die Diagnosekriterien von 2021 haben sich als nützlich erwiesen. Es wird jedoch empfohlen, die Klassifizierung der antikörpernegativen, rasch progredienten Kleinhirnataxie bei Neuroblastom auf eine definitive Diagnose anzuheben, um die diagnostische Genauigkeit zu erhöhen.

Die künftige Forschung sollte sich auf die weitere Verfeinerung der Diagnosekriterien konzentrieren, um neue klinische und immunologische Erkenntnisse zu berücksichtigen. Längsschnittstudien, die die Ergebnisse von Patienten verfolgen, bei denen die Diagnose anhand der 2021-Kriterien gestellt wurde, werden wertvolle Daten über die langfristige Wirksamkeit dieser Kriterien sowie mögliche Verbesserungsbereiche liefern. Zudem könnte die Erforschung der Rolle neuartiger Immuntherapien und gezielter Behandlungen bei der Behandlung pädiatrischer PNS zu wirksameren und individuellen therapeutischen Strategien führen.

Die Studie unterstreicht auch die Notwendigkeit einer stärkeren Sensibilisierung und Aufklärung der Kliniker über pädiatrische PNS. Angesichts der Seltenheit und Komplexität dieser Syndrome sind kontinuierliche Schulungen und die Verbreitung aktualisierter Leitlinien unerlässlich. Dies soll dazu beitragen, dass Gesundheitsdienstleister diese Erkrankungen erkennen und angemessen behandeln können.

Referenzen:

  1. Graus F, Vogrig A, Muñiz-Castrillo S, Antoine JG, Desestret V, Dubey D, Giometto B, Irani SR, Joubert B, Leypoldt F, McKeon A, Prüss H, Psimaras D, Thomas L, Titulaer MJ, Vedeler CA, Verschuuren JJ, Dalmau J, Honnorat J. Updated Diagnostic Criteria for Paraneoplastic Neurologic Syndromes. Neurol Neuroimmunol Neuroinflamm. 2021 May 18;8(4):e1014. doi: 10.1212/NXI.0000000000001014. PMID: 34006622; PMCID: PMC8237398.
  2. Zhou J, Jin M, Su Y, Zhuo X, Fu L, Ren X, Ren C, Zhou A, Li J, Zhang W. Clinical Presentation, Management, and Diagnostic Performance of 2021 Criteria for Paraneoplastic Neurologic Syndromes in Childhood. Neurol Neuroimmunol Neuroinflamm. 2024 May;11(3):e200242. doi: 10.1212/NXI.0000000000200242. Epub 2024 Apr 24. PMID: 38657195; PMCID: PMC11087047.