Hyper, hyper… hypervakziniert! Gibt es ein Impf-Limit für COVID-19?
Ein Magdeburger machte Schlagzeilen: Er erhielt 217 Impfungen gegen COVID-19. Reicht das für eine Super-Immunität aus? Oder schaden die zahlreichen Impfungen dem Immunsystem?
Der Hypervakzinierte erhielt die 217. Impfung für die Wissenschaft
Der besagte Mann aus Magdeburg war zum Zeitpunkt der Untersuchung 62 Jahre alt gewesen. Er hatte innerhalb von 29 Monaten 217 Impfungen gegen SARS-CoV-2 erhalten, wobei die 217. Impfung durch das Forschungsteam nach Genehmigung durch die Ethikkommission verabreicht wurde. Die Hypervakzinierung erfolgte außerhalb eines klinischen Studienkontextes und war entgegen der nationalen Impfempfehlungen durchgeführt worden. Zum Einsatz kamen die acht verschiedenen erhältlichen Impfstoffe samt mRNA-Impfstoffen. Bereits vor Studienbeginn ließ der Magdeburger mehrere Bluttests durchführen, auf die das Forschungsteam zurückgreifen konnte.1
Der Hypervakzinierte im Fokus der Medien
Das Forschungsteam war über die Medien auf den Mann aufmerksam geworden und kontaktierte ihn, um die immunologischen Folgen der Hypervakzinierung dieses Mannes genauer unter die Lupe zu nehmen. Doch nicht nur sie befassten sich intensiv mit seiner Hypervakzinierung. Die Staatsanwaltschaft Magdeburg leitete eine Untersuchung dieses Falls mit dem Vorwurf des Betrugs ein. Er wird verdächtigt, Impfzertifikate an Personen verkauft zu haben, die eine COVID-19-Impfung verweigerten.1,2
Der Hypervakzinierte lässt Corona keine Chance
Der hypervakzinierte Mann zeigte keinerlei impfbedingte Nebenwirkungen. Im Zeitraum November 2019 bis Oktober 2023 wurden 62 routinemäßige klinisch-chemische Parameter erhoben. Auch hier waren keine Anomalien erkennbar gewesen, die auf die Hypervakzinierung zurückzuführen waren. Weitere Untersuchungen konnten keine Anzeichen für eine frühere SARS-CoV-2-Infektion nachweisen. Die SARS-CoV-2-Antigentests, PCRs sowie die Nukleokapsid-Serologie waren wiederholte Male negativ ausgefallen.1
Was sagt der Anti-Spike-SARS-CoV-2-IgG-Spiegel zur Hypervakzinierung?
Der Anti-Spike-SARS-CoV-2-IgG-Spiegel wurde vor der Durchführung der 214. Impfung erhoben und zu unterschiedlichen Zeitpunkten wiederholt. Am Tag der 214. Impfung sowie am 3. Tag nach der 215. Impfung zeigten sich die höchsten Werte. Der Vergleich mit einer Referenzkohorte von 29 geimpften Personen (55 % weiblich, 45 % männlich), die als Kontrollgruppe diente, lieferte jedoch ernüchternde Ergebnisse. Die Kontraktionskinetik entsprach derjenigen der Kontrollgruppe. Die 217. Impfung führte lediglich zu einem schwachen Anstieg der Anti-Spike-IgG-Werte.1
Ungewöhnlicher IgG-Subklassenwechsel zu IgG4 durch wiederholte SARS-CoV-2-mRNA-Impfungen
Eine wiederholte Durchführung von SARS-CoV-2-mRNA-Impfungen kann in einem ungewöhnlichen IgG-Subklassenwechsel zu IgG4 resultieren. Am 189. Tag nach der 215. Impfung waren die Anti-Spike-IgG4-Antikörper des Hypervakzinierten in absoluten Zahlen, jedoch nicht in relativen Häufigkeiten, erhöht gewesen (verglichen mit Kontrollpersonen am Tag 189 nach ihrer dritten Impfung).1
Anti-Spike-IgG im Speichel des Hypervakzinierten und überzeugende Serumneutralisationskapazität
Bei dem Hypervakzinierten konnte im Serum – im Vergleich zur Kontrollgruppe – eine leichte Erhöhung der Anti-Spike-IgM und -IgA Werte gemessen werden. Interessanterweise war im Speichel des Hypervakzinierten – im Gegensatz zur Kontrollgruppe – Anti-Spike-IgG nachweisbar gewesen. Im Vergleich zur Kontrollgruppe verfügte der Hypervakzinierte über eine höhere Serumneutralisationskapazität für Wildtyp- bzw. Omicron B1.1.529-Spike-Proteine (5-4- bzw. 11-5-fach höher).1
Höhere Peptidempfindlichkeit durch Hypervakzinierung
Beim Hypervakzinierten kamen CD8+ T-Zellen, die für das immundominante Spike-Epitop HLA-A*01/LTD spezifisch sind, am 189. Tag nach der 215. 6-mal häufiger als in der Kontrollgruppe vor. Die 217. Impfung verstärkte diese Immunantwort. Beim Hypervakzinierten gab es Hinweise auf eine höhere absolute Anzahl epitopspezifischer CD8+ Effektor-Gedächtnis- und Effektor-T-Zellen: Nach epitopspezifischer Stimulation waren bei dem Hypervakzinierten mehr zytokin-positive Zellen auf als bei den Kontrollpersonen messbar gewesen. Die CD8+ T-Zellen des Hypervakzinierten wiesen – verglichen mit der Kontrollgruppe – eine höhere Peptidempfindlichkeit auf. Die Analyse der Spike-reaktiven CD4+ T-Zellen bestätigte das Fehlen einer Nukleokapsid-spezifischen Immunität. Sie zeigte ähnliche Mengen an Zytokin-produzierenden CD4+ T-Zellen bei dem Hypervakzinierten im Vergleich zur Kontrollgruppe. Der Hypervakzinierte verfügte jedoch über eine höhere Peptidempfindlichkeit als die Kontrollgruppe.1
COVID-19: Zu viele Impfungen gibt es nicht
Die Forschungsgruppe konnte also zeigen:
Die SARS-CoV-2-Hypervakzinierung
- führte beim Hypervakzinierten zu keinen unerwünschten Ereignissen.
- erhöhte beim Hypervakzinierten die Menge an spike-spezifischen Antikörpern und T-Zellen.1
- Kocher K. et al. (2024). Adaptive immune responses are larger and functionally preserved in a hypervaccinated individual. Lancet Infect Dis. 2024 Mar 4:S1473-3099(24)00134-8.
- https://www.theguardian.com/society/2024/mar/06/hypervaccinated-man-217-covid-jabs-no-side-effects-germany