- Shi H et al. Rotating Night Shift Work and Healthy Aging After 24 Years of Follow-up in the Nurses' Health Study. JAMA Netw Open. 2022;5(5):e2210450. doi:10.1001/jamanetworkopen.2022.10450
Die Nurses' Health Study (DOI: 10.1001/jamanetworkopen.2022.10450) wurde im Jahr 1976 ins Leben gerufen. 121.701 US-amerikanische Krankenschwestern im Alter von 30 bis 55 Jahren nahmen damals daran teil. Ausgangspunkt für die aktuelle Studie war das Jahr 1988, wo die Frauen einen Fragebogen zu ihrer Arbeit und ihren Erfahrungen mit Nachtdiensten ausfüllten. Die gut 46.000 eingeschlossenen Teilnehmerinnen, die damals alle frei von schweren chronischen Erkrankungen waren, wurden über 24 Jahre begleitet. Alle hatten am Ende der Nachbeobachtungszeit im Jahr 2012 das 70. Lebensjahr erreicht.
Die Forscher fragten sich nun, wie es um die Gesundheit dieser langjährigen Nachtschichtarbeiterinnen bestellt ist. "Gesundes Altern" wurde dabei folgendermaßen definiert:
Die Dauer der rotierenden Nachtschichtarbeit wurde in 4 Kategorien eingeteilt:
Insgesamt kamen von den rund 46.000 Teilnehmern 3.695 (8 Prozent) durchweg gesund ins Alter. Alle anderen hatten in mindestens einem der definierten Gesundheitsbereiche Probleme. Außerdem stellte sich heraus, dass die Wahrscheinlichkeit, gesund zu altern, mit zunehmender Dauer der Nachtschichten sank. War sie nach 1 bis 5 Jahren noch um 4 Prozent geringer, hatten Frauen, die sich 10 oder mehr Jahre die Nächte um die Ohren geschlagen hatten, insgesamt eine um 20 Prozent verringerte Wahrscheinlichkeit, gesund in den Ruhestand zu kommen.
Das galt für alle Dimensionen des gesunden Alterns: Die Wahrscheinlichkeit, das Rentenalter ohne schwere chronische Erkrankungen zu erreichen, war um 17 Prozent geringer, für eine stabile körperliche und psychische Gesundheit jeweils um 13 Prozent und für eine gute Gedächtnisfunktion um 9 Prozent.
Als mögliche Erklärung vermuten die Forscher eine Störung der zirkadianen Rhythmik in Folge wechselnder Tag-Nacht-Schichten. Dadurch könnten Stoffwechselfunktionen irritiert und die Entstehung von Krankheiten begünstigt werden. Zudem könne sich chronischer Schlafmangel negativ auf die psychische Gesundheit und die kognitiven Funktionen auswirken. Und schließlich würden ungünstige Veränderungen im Gesundheitsverhalten das Risiko für Übergewicht und Adipositas erhöhen, was wiederum ein unabhängiger Risikofaktor für gesundes Altern sei.
Langjährige Nachtschichtarbeit verkürzt nicht nur die Lebenszeit, sondern verschlechtert auch den allgemeinen Gesundheitszustand bei älteren Menschen und beeinträchtigt damit die verbleibenden Jahre im Rentenalter. Dieses Problem wird angesichts einer alternden Bevölkerung noch dringlicher. Umso wichtiger ist es, potentiell veränderbare negative Faktoren wie Nachtdienste möglichst zu minimieren.