Schlaflos in Deutschland: Das muss nicht sein

Beim Impfen gegen COVID-19 mag Deutschland auf den hintersten Rängen in Europa liegen, doch zumindest beim Schlafmangel sind wir vorn mit dabei. Ein Grund stolz zu sein? Nein. In beiden Fällen herrscht eher Katerstimmung, dabei kann zumindest die Schlafhygiene so einfach sein.

Vierter Platz für Deutschland im EU-Ranking

Beim Impfen gegen COVID-19 mag Deutschland auf den hintersten Rängen in Europa liegen, doch zumindest beim Schlafmangel sind wir vorn mit dabei. Ein Grund stolz zu sein? Nein. In beiden Fällen herrscht eher Katerstimmung, dabei kann zumindest die Schlafhygiene so einfach sein.

Schlaf ist essenziell, damit Körper und Psyche gesund bleiben. Im Schlaf repariert der Körper kleinere und größere Schäden des Alltags, das Gehirn sortiert sich und löscht unnötige Erinnerungen. Außerdem funktioniert nur im Schlaf die "Müllabfuhr" des Gehirns, fehlgefaltete Proteine werden abgebaut und so degenerativen neurologischen Erkrankungen, wie Demenz, entgegengewirkt.

Auf der anderen Seite sieht sich gerade dieser so notwendige Schlaf Angriffen an zwei Fronten ausgesetzt. Zum einen wird Schlaf in einer Hochleistungsgesellschaft noch immer allzuoft als eine Schwäche angesehen. Nur der ist wirklich effektiv, der es schafft, mit wenig Schlaf maximale Leistung zu bringen. Zum anderen macht uns aber genau dieses "höher, schneller, weiter" im Alltag krank. Viele Menschen leiden unter Ängsten sowie Stress und können nachts kaum noch Ruhe finden.

Schlafmittel zeigen den Selbstoptimierungsdrang

Kieran, der Gründer des britischen Blogs "The Dozy Owl" setzt sich für gesunden Schlaf ein, ist dabei aber, so schreibt er selbst, nicht ganz unabhängig. Einige Firmen und Händler von Schlafhilfsmitteln, wie Matratzen, Kissen oder Bettbezügen, unterstützen ihn in seinem Bestreben und finanzieren über ihre Links seine Arbeit.

Dennoch hat Kieran kürzlich ein klein wenig Forschung im Netz betrieben und einmal nachgeschaut, in welchen Staaten in Europa die meisten Suchmaschinenabfragen zum Thema "Schlafprobleme" gestartet werden. Interessant daran ist auch, dass er im einzelnen nach den meistgesuchten Begriffen Ausschau hielt.

Viel wichtiger als die absoluten Zahlen hierbei ist jedoch das allgemeine Problem des Schlafmangels in unseren europäischen Gesellschaften. Dessen Lösung sollte allerdings nicht den Matratzenherstellern allein überlassen werden, die für die Hardware zum Schlafen sorgen. Ebenso sind an der Software, also an der Einstellung zum Schlaf allgemein sowie an der Schlafhygiene, noch reichlich Stellschrauben zu drehen - und diese Aufgabe kommt unter anderem den Ärztinnen und Ärzten zu.

Deutschland schläft schlecht

Großbritannien, Spanien und Frankreich teilen sich im Schlafprobleme-Ranking die ersten drei Plätze. Gleich danach auf Rang 4 kommt aber bereits Deutschland. Hierzulande finden jährlich etwa 433.000 Internetabfragen zu Themen rund um Schlafprobleme statt. Wem diese Zahl doch eher gering vorkommt: Ausgedrückt pro Tag entspricht dies mehr als 1.000 Suchanfragen allein aus Deutschland!

Rund die Hälfte der Anfragen (46%) beschäftigen sich mit Schlaftabletten und anderen schlaffördernden Medikamenten, ein erschreckendes Ergebnis. Nur jeweils 1% der Menschen scheinen sich indes für Meditation und Entspannungsübungen zu interessieren. 

Auch aus meiner eigenen Beratungspraxis heraus bestätigen sich diese Werte. Es entspricht unserer Leistungsgesellschaft, Schlafproblemen mit dem berühmten An-Aus-Schalter beikommen zu wollen. Eine Tablette und schnell ein paar Stunden Schlaf, wenn es denn so sein muss. Und danach wieder an die Arbeit. Für Meditation und Entspannung braucht der Mensch Zeit zum Lernen und zum Ausprobieren Für die meisten ist das zu lange, um sich wirklich darauf einzulassen.

Sorgen und Ängste als Schlafkiller Nummer 1

Doch was lässt die Menschen nachts eigentlich nicht richtig zur Ruhe kommen? Auch damit hat sich "The Dozy Owl" in einer Umfrage beschäftigt. Hier zeigte sich, dass von 1.618 befragten Deutschen 71% zumindest an den Arbeitstagen deutlich weniger als die minimal geforderten 6 h Schlaf bekamen. 67% dieser Menschen machte das zumindest erst einmal sehr unzufrieden. 62% fühlten sich tagsüber stets müde.

Spannend wird es, wenn 39% der befragten Deutschen angaben, dass sie sich für 2021 fest vorgenommen hätten, besser schlafen zu wollen. Aber wie war das doch gleich noch mit den guten Vorsätzen zum neuen Jahr? Die Mehrzahl davon überlebt nicht einmal den ersten Monat.

 Als Hauptgründe für Schlafprobleme gaben die Menschen an, dass sie unter Arbeitsstress litten (77%), von finanziellen Sorgen geplagt werden (70%) oder Stress im familiären Umfeld erlebten (63%). Unter diesen Belastungen arbeitet das Kopfkarussell in jeder Nacht und verhindert den Schlaf.

Lösungen für einen gesunden Schlaf

Patientinnen und Patienten kommen meist in die Praxis mit dem Satz: “Ich schlafe häufig schlecht. Was kann ich tun, um das zu ändern?”

 Dafür gibt es tatsächlich ein paar kurz zusammengefasste Möglichkeiten, um solchen Patientinnen und Patienten schnell und vor allem ganz ohne Schlafmittel helfen zu können. Das Geheimnis heißt "Schlafroutine".

Daher sind hier ein paar Tipps aus der Praxis für die letzte Stunde vor dem Schlafen:

Quelle: Pressemitteilung "The Dozy Owl" vom 28.01.2021: https://thedozyowl.co.uk/