Mikrobiom: welche Rolle spielt es bei Depressionen und deren Behandlung?

Neue Studien verbinden das Darmmikrobiom mit der Entstehung von depressiven Erkrankungen. Daraus ergibt sich möglicherweise auch ein neuer Therapieansatz für die Behandlung der affektiven Störung. Doch weitere Forschung auf dem Gebiet ist notwendig.

Studie erkennt mögliche Zusammenhänge 

Depression: Hohe Prävalenz in der Bevölkerung

Es ist schon lange kein Geheimnis mehr: jeder Fünfte erkrankt im Laufe seines oder ihres Lebens an einer Depression. Die meisten haben eher milde bis moderate Symptome, doch viele Menschen leiden auch an schweren depressiven Störungen. Die Erkrankung beeinträchtigt die Lebensqualität der Betroffenen immens und kann zu schweren sozialen Einschränkungen führen.

Häufig ist auch die Therapie der depressiven Störung komplex. Nicht jeder Patient spricht auf jedes Antidepressivum an und die Suche nach der idealen Lösung kann mitunter langwierig sein. Daher ist es umso wichtiger, neue und bisher unbekannte Pathomechanismen zu erforschen. Daraus können sich mitunter neue Therapieoptionen ergeben. 

Mikrobiom: Großer Einfluss auf den Körper

Schon seit einiger Zeit wird das Darmmikrobiom in allen Erdwinkeln erforscht – zu Recht, schließlich konnten viele Studien seinen Einfluss auf die Organgesundheit aufzeigen. Nun konnten Forscher das Mikrobiom mit der Entstehung von Depressionen in Verbindung bringen. 

So konnte beispielsweise nachgewiesen werden, dass es häufiger zu schweren depressiven Erkrankungen nach Einnahme von Antibiotika, welche bekanntlich die Bakterienvielfalt im Darm reduzieren, kommz. Und das teilweise noch fünf bis zehn Jahre nach Absetzen der Medikation. 

Mehr Forschung ist unbedingt notwendig

Doch auch wenn klar ist, dass bakterielle Veränderungen der Darmflora für die Entstehung von Depressionen mitverantwortlich sind, ist noch viel zum Thema unbekannt. So konnten beispielsweise bisher keine Bakterienstämme identifiziert werden, die regelhaft bei Depressiven vorkommen oder verändert sind. Auch ist noch nicht geklärt, wie genau das Mikrobiom an der Pathogenese der depressiven Störung beteiligt ist. 

Ähnliches gilt für das Mikrobiom als Therapieziel. Während es hier bereits interessante Forschungsansätze gibt, muss dies noch weiter vorangetrieben werden, so die Autoren. Darüber hinaus kann eine Regulierung der Darmflora dazu genutzt werden, die Bioverfügbarkeit traditioneller Antidepressiva zu verstärken.

Individuelle Faktoren beeinflussen die Behandlung

Das Mikrobiom bietet spannende Ansatzpunkte für die weitere Forschung bezüglich depressiver Erkrankungen und ihrer Behandlung. Doch aufgrund der großen Schwankungsbreite und individueller Faktoren ist es bisher noch nicht gelungen, den genauen Pathomechanismus zu identifizieren oder relevante Bakterienstämme zu isolieren. Weitere Untersuchungen auf dem Gebiet werden in Zukunft die Entwicklung neuer Modelle sicherlich vorantreiben.
 

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