Wochenrückblick: KBV fordert kompletten Neustart für Gesundheitsgesetze

Die KBV verlangt einen kompletten Neustart der Gesundheitsgesetze und adressiert gescheiterte Reformen. Ein Pakt für die Selbstverwaltung soll entstehen.

Neustart der Gesundheitsgesetze: KBV fordert Umbruch

Vor dem Hintergrund vorgezogener Neuwahlen Ende Februar hat der Vorstandsvorsitzende der KBV Dr. Andreas Gassen, am Freitag vor der Vertreterversammlung einen grundlegenden Neustart der Gesundheitsgesetzgebung gefordert. Mit Blick auf die Bilanz der gescheiterten Ampel warf Gassen Bundesgesundheitsminister Lauterbach Wortbruch wegen der nicht beschlossenen Entbudgetierung hausärztlicher Honorare vor. Der KBV-Chef schlug einen „Pakt für die Selbstverwaltung“ von Ärzten, Zahnärzten, Apothekern und Kliniken vor. Dazu werde die KBV in den nächsten Wochen auf alle Partner aktiv zugehen.

Die Vertreterversammlung verabschiedete einen Katalog von sechs Forderungen an die Gesundheitspolitik der nächsten Legislaturperiode:

Drittes Quartal: Kassen rutschen weiter ins Defizit

Aufgrund anhaltend hoher Ausgabensteigerungen im dritten Quartal ist das Defizit der gesetzlichen Krankenkassen in den ersten neun Monaten 2024 weiter gestiegen und erreichte 3,7 Milliarden Euro. Die Finanzreserven der Kassen sind damit aufgezehrt, sie betragen zum 30. September 4,7 Milliarden Euro und liegen mit 0,17 Monatsausgaben unter dem gesetzlichen Soll von 0,2 Monatsausgaben. 

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach führt den hohen Ausgabenanstieg auf Inflation, starke Personalkostensteigerungen, medizinische Leistungen, aber auch auf ineffiziente Strukturen angesichts eines über zehn Jahre aufgebauten Reformstaus zurück. 

Die Liquiditätsreserve des Gesundheitsfonds schrumpfte in den ersten neun Monaten um 7,7 Milliarden Euro und liegt aktuell noch bei 1,7 Milliarden Euro. Allerdings führt die Verbeitragung von Sonderzahlungen typischerweise wieder im vierten Quartal zu einem Aufbau der Reserve.

Die Beitragseinnahmen des GKV-Systems stiegen um 5,6 Prozent, die Leistungsausgaben jedoch um 7,8 Prozent. Die Ausgabenentwicklung verlief in nahezu allen Leistungsbereichen mit Ausnahme der Zahnärzte dynamisch:

Vor dem Hintergrund der Ausgabendynamik erwartet der Schätzerkreis einen durchschnittlichen Zusatzbeitrag von 2,5 Prozent im kommenden Jahr, das ist eine Steigerung von 0,8 Prozentpunkten.