Können junge Männer mit Testosteronmangel nach einer überstandenen Krebserkrankung gefahrlos mit Testosteron substituiert werden? Welchen Vorteil bringt dies den Männern – der Blick auf ein sich wandelndes Paradigma.
Walsh JS und KollegInnen veröffentlichten im November 2019 in "PLOS Medicine" einen sehr interessanten Beitrag zur Testosteronsubstitution bei jungen Krebsüberlebenden. Der Ausgangsbefund: Junge Männer haben nach überstandener Krebserkrankung zumeist einen niedrigeren Testosteronspiegel als altersgematchte, gesunde Kontrollen.
Die doppelblinde, randomisierte und placebo-kontrollierte Studie (RCT) untersuchte über einen Zeitraum von 6 Monaten hinweg den Einfluss einer Testosteronsubstitution bei jungen Krebsüberlebenden mit Testosteronwerten zwischen 7 und 12 nmol/l. Eine der notwendigen Voraussetzungen zur Teilnahme an der Studie war, dass die Krebstherapie vor mehr als 12 Monaten erfolgreich abgeschlossen worden sein musste. Die Behandlung erfolgte dann mit 60 mg Tostran (2% Testosterongel).
Im Ergebnis zeigte sich, dass die jungen Krebsüberlebenden nach Abschluss der Tumortherapie und bei Testosteronmangel (7-12 nmol/l) von einer Testosterongel-Anwendung profitierten. So verbesserte sich ihre Körperzusammensetzung, indem Körper- und Stammfettanteil sanken. Langfristig, so die AutorInnen, könnte dies sogar positive Auswirkungen auf das kardiovaskuläre Risiko oder den Metabolismus haben.
Die Applikation des Testosterons mittels Gel, wie in der Studie eingesetzt, bietet zudem den klaren Vorteil, die Therapie leichter überwachen und notfalls auch schneller wieder absetzen zu können. Doch wann ist die beste Zeit, den Testosteronspiegel nach Applikation zu bestimmen?
Eine aktuelle Studie aus Italien gibt hierauf eine Antwort: Es wurden 30 hypogonadale Patienten wurden eine Woche lang mit 40 mg Testosterongel täglich behandelt. Nach dieser Initiierungswoche wurden von jedem Patienten zweimalige Blutproben entnommen, jeweils 2 Stunden bzw. 23 Stunden nach Gelapplikation.
Im Ergenis zeigte sich, dass eine einmalige Blutentnahme, etwa 2 Stunden nach der Applikation ausreichend ist, um die Therapie zu kontrollieren. Innerhalb dieser ersten zwei Stunden nach Applikation hatten etwa zwei Drittel der Probanden einen normalen Testosteronwert erreicht. Nach 23 Stunden war es nur noch ein Drittel.
Fazit: Der morgendliche Wert zwei Stunden nach Applikation gibt vor dem Hintergrund der Therapiesicherheit eine valide Auskunft über die Dosierung.
Quelle: Kliesch S. Andrologie. UroAktuell 2020, 24./25.04.2020, Berlin (Online-Veranstaltung)