Plasmaspender nach COVID-19 gesucht

Im Fokus einer neuen bundesweiten Studie steht die frühe Intervention bei HochrisikopatientInnen mithilfe von Blutplasma mit anti-SARS-CoV-2-Antikörpern. Daher werden derzeit PlasmaspenderInnen mit überstandener COVID-19-Erkrankung gesucht.

RECOVER rekrutiert PatientInnen nach COVID-19-Erkrankung

Eine bundesweite Studie unter Federführung des Universitätsklinikums Heidelberg startete im Juni. Im Fokus steht die frühe Intervention bei HochrisikopatientInnen mithilfe von Blutplasma mit anti-SARS-CoV-2-Antikörpern. Daher werden derzeit PlasmaspenderInnen mit überstandener COVID-19-Erkrankung gesucht.

Im Blutplasma von Menschen, die eine COVID-19-Erkrankung überstanden haben, befinden sich Antikörper des Immunsystems gegen das Coronavirus SARS-CoV-2. Ob HochrisikopatientInnen durch Gabe dieses Blutplasmas vor einem schweren Verlauf einer COVID-19-Erkrankung geschützt werden können, untersucht die nun gestartete Studie "RECOVER" unter Federführung des Universitätsklinikums Heidelberg.

Neuer Ansatz des Forschungsprojekts ist der Einsatz bei Patientinnen, die aufgrund ihres Alters oder schwerer Vorerkrankungen der Infektion wenig entgegenzusetzen haben: Sie erhalten das Plasma bereits frühzeitig bei Symptomen einer COVID-19-Erkrankung. Ziel ist es, das Corona-Virus auszubremsen, bevor die Entzündungsreaktionen im weiteren Verlauf der Erkrankung bei ihnen lebensbedrohliche Schäden verursachen können.

Interdisziplinäre Zusammenarbeit ist gefragt

Es werden für die Studie noch PlasmaspenderInnen, die in den vergangenen Monaten an COVID-19 erkrankt waren, gesucht. Sie können durch ihre Blutplasmaspende dazu beitragen, HochrisikopatientInnen vor dem schweren Verlauf einer COVID-19-Erkrankung zu schützen. Voraussetzungen für eine Spende sind auf der Webseite www.recover-Covid.de zu finden.

Die Studie RECOVER wird gemeinsam von Professor Dr. Carsten Müller-Tidow, Ärztlicher Direktor der Klinik für Hämatologie, Onkologie und Rheumatologie, und Dr. Claudia Denkinger, Leiterin der Sektion Klinische Tropenmedizin, Zentrum für Infektiologie am Universitätsklinikum Heidelberg, geleitet. Kooperationspartner am Universitätsklinikum Heidelberg sind das Transfusionszentrum IKTZ, die Virologie und auf der klinischen Seite die Gastroenterologie und Thoraxklinik sowie die Anästhesiologie.

Therapeutischer Einsatz von Rekonvaleszentenplasma ist in Infektiologie erprobt

Der therapeutische Einsatz von Rekonvaleszentenplasma ist in der Infektiologie erprobt, wie die Infektiologin Claudia Denkinger ausführte: "Das Konzept ist bekannt und kommt bereits bei anderen Infektionskrankheiten wie Ebola zum Einsatz. In China und Italien setzten ÄrztInnen bereits Rekonvaleszentenplasma bei einigen schwer erkrankten COVID-19-PatientInnen mit gutem Erfolg ein. Allerdings sind die Patientenzahlen unzureichend, so dass bisher keine klare Aussage zur Wirksamkeit möglich ist. Die Anzahl der einzuschließenden PatientInnen ist ausgelegt, belastbare Daten speziell bei bestimmten Gruppen von HochrisikopatientInnen zu liefern." Um die nötige Aussagekraft zu erreichen, sollen in die RECOVER-Studie rund 170 PatientInnen eingeschlossen werden.

KrebspatientInnen seien neben hochbetagten und immungeschwächten Menschen besonders infektionsanfällig, wie der Hämatologe und Onkologe Müller-Tidow betonte: "Speziell Leukämien und Stammzelltransplantationen, aber auch eine Chemotherapie bei anderen Krebserkrankungen schwächen die Immunabwehr. KrebspatientInnen haben daher ein hohes Risiko für einen schweren COVID-19-Verlauf. Mit unserer Studie hoffen wir, eine schnelle und effektive Therapie für PatientInnen zu schaffen, denn die bisher zur Verfügung stehenden Therapien sind begrenzt."

Wirkung der Behandlung wird kontinuierlich bis zwölf Wochen nach Diagnose erfasst und dokumentiert

Bei nachgewiesener COVID-19-Infektion und Anzeichen einer Lungenentzündung erhält ein zufällig ausgewählter Teil der PatientInnen im Rahmen der Studie insgesamt zwei Gaben Blutplasma. Die Wirkung der Behandlung wird kontinuierlich bis zwölf Wochen nach Diagnose erfasst und dokumentiert. Der andere Teil erhält als Kontrollgruppe die gängige, auf ihren Gesundheitszustand abgestimmte Therapie und Unterstützung der Organfunktionen, aber kein Blutplasma. Sollte sich der Zustand dieser PatientInnen nach zehn Tagen nicht verbessern, erhalten auch sie Plasma.

Genesene COVID-19-Erkrankte, die Blutplasma spenden möchten, müssen den gesundheitlichen Kriterien für Blutspendende entsprechen. Die Plasmaspende selbst verläuft dann wie eine Blutspende.