Die Ausgaben der gesetzlichen Krankenkassen für die Behandlung von Krebspatienten sind zuletzt deutlich gestiegen. Vor allem, weil die Medikamente so teuer sind. Die Barmer sieht nun die Politik gefordert.
Die Krankenkasse Barmer fordert von der Politik rasche Schritte, um die stark steigenden Kosten für Medikamente zur Behandlung von Krebserkrankungen einzudämmen. Nach einer am Dienstag in Erfurt von der Barmer vorgelegten Studie sind die Behandlungskosten für bei ihr versicherte Krebspatienten zwischen 2011 und 2015 bundesweit um 41 Prozent gestiegen. Der Gesetzgeber sei deshalb gefragt, sagte die Landesgeschäftsführerin der Barmer in Thüringen, Birgit Dziuk. Könnten die Ausgaben der Kassen für diese Arzneimittel nicht eingedämmt werden, drohe das Gesundheitssystem in den nächsten Jahren unfinanzierbar zu werden.
Die Arzneimittelkosten pro Krebspatient hätten im Bundesschnitt bei der Barmer im Jahr 2011 bei etwa 4700 Euro gelegen, sagte der Autor der Studie, Daniel Grandt. 2015 seien es fast 6500 Euro gewesen. In Thüringen seien die vergleichbaren Ausgaben im gleichen Zeitraum um etwa 39 Prozent auf etwa 7300 Euro pro Krebspatient gewachsen. "Wir sehen hier nicht das Ende einer Kostenentwicklung, sondern den Beginn einer Kostenexplosion", sagte Grandt. Verantwortlich machte er vor allem die Preis- und Marketingpolitik von Pharmaunternehmen.
Dziuk forderte, Thüringen müsse seinen Einfluss auf die Bundespolitik nutzen, um Änderungen im deutschen Arzneimittelrecht zu erreichen. Bestimmte Gesetze müssten so geändert werden, dass die Kosten der Kassen für die Krebsmedikamente begrenzt werden könnten. Nach Angaben von Grandt ließe sich das zum Beispiel dadurch erreichen, dass Hersteller verpflichtet werden, all ihre Medikamente wissenschaftlich prüfen zu lassen. Das sei bislang nicht immer der Fall. So seien auch teure Arzneimittel zur Krebstherapie auf dem Markt, deren Nutzen aber unklar sei.
Aus den Daten des Gemeinsamen Krebsregisters geht hervor, dass 2014 etwa 86.800 Menschen in Thüringen lebten, bei den in den zehn Jahren zuvor eine Krebserkrankung diagnostiziert worden war.