Forscher am Helmholtz Zentrum München entwickelten einen chemischen Sensor, mit dem sich die unkontrollierte Aktivierung von Tumor-assoziierten Signalwegen in Blutkrebszellen nachweisen lässt. Solche Sensoren können die Grundlage für Diagnostika bilden, um eine individualisierte Therapie für Krebspatienten zu finden und den Erfolg einer Behandlung zu überwachen.
Neue therapeutische Ansätze in der Krebsforschung haben das Ziel, spezifische Überlebenssignale in Tumorzellen auszuschalten. Doch in vielen Fällen reichen die diagnostischen Möglichkeiten nicht aus, um vorherzusagen, welche Patienten von so einer zielgerichteten "Präzisions"-Therapie tatsächlich profitieren können.
Das diffus großzellige B-Zell-Lymphom (DLBCL) ist unter den Nicht-Hodgkin Lymphomen die meist verbreitete Blutkrebserkrankung, an der jährlich circa 5 von 100.000 Personen erkranken. Patienten einer Untergruppe von DLBCL weisen eine 5-Jahres-Überlebensrate von unter 50 Prozent auf. Diese bösartige Untergruppe von Lymphomen zeichnet sich durch andauernde Aktivität der Protease MALT1 aus, ein Protein, das wiederum andere Proteine spalten und somit abbauen kann.
Durch die enzymatische Aktivität treibt die MALT1 Protease das Überleben und das Wachstum der Lymphome an. Der Forschergruppe um Prof. Dr. Daniel Krappmann gelang die Entdeckung erster Hemmstoffe gegen die MALT1 Protease, was einen neuen vielversprechenden Ansatz für die Behandlung dieser schwer heilbaren Krebsform darstellt.
Da bisher eine standardisierte Klassifizierung verschiedener Lymphome nicht möglich ist, hat das Forscherteam um Prof. Krappmann ein Testverfahren für DLBCL entwickelt, in dem MALT1-Aktivität als Unterscheidungsmerkmal dient. Durch chemische Synthese konnte ein fluoreszierender Sensor hergestellt werden, der sehr spezifisch an die aktive MALT1 Protease koppelt. In der Tat zeigen die Analysen, dass sich Tumorproben von Lymphompatienten basierend auf der Aktivität von MALT1 unterscheiden lassen.
In einer gezielten Studie konnten die Wissenschaftler mithilfe des MALT1-Sensors bestimmen, bei welchen genetischen Veränderungen der Krebszellen eine Behandlung mit MALT1-Hemmstoffen besonders vielversprechend ist. Darüber hinaus gelang es in Kooperation mit Medizinern am Universitätsklinikum Hannover die Aktivität von MALT1 auch in Mantelzelllymphomen nachzuweisen.Weitere Arbeiten beleuchteten die MALT1-Aktivität in Immunprozessen und in Kooperation mit Wissenschaftlern am Francis Crick Institut, London gelang der Nachweis der fehlregulierten MALT1 Aktivität bei Schuppenflechte (Psoriasis).
Gegenwärtige Arbeiten fokussieren sich darauf, ob mithilfe der MALT1-Sensoren ein einfaches Diagnostikverfahren für Lymphome aufgebaut werden kann. Darüber hinaus wird der Einsatz von MALT1-Sensoren in anderen Krebs- und Immunerkrankungen geprüft mit dem Ziel, die Einsatzmöglichkeiten von MALT1-basierten Hemmstoffen zu erweitern.
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