Eine neue Klasse von Antibiotika erwies sich als ausgesprochen wirksam gegen multiresistente Erreger. Die sogenannten Fibupeptide hemmen den Energiestoffwechsel der Bakterien, indem sie das elektrische Potenzial von Biomembranen zerstören.
Die gesundheitliche Bedrohung durch antibiotikaresistente Bakterien nimmt derzeit immer weiter zu. Daher ist die Suche nach neuen Antibiotika auch unerlässlich. Bereits 2016 entdeckten deutsche ForscherInnen mit Lugdunin aus der menschlichen Nase eine vollkommen neue Antibiotikaklasse. Das zyklische Peptid stammt ursprünglich aus dem Bakterium Staphylococcus lugdunensis und wirkt sehr stark antimikrobiell, unter anderem gegen MRSA-Keime.
Seitdem haben WissenschaftlerInnen zahlreiche Derivate des Lugdunins hergestellt und sind somit dem Wirkmechanismus der Substanz auf die Spur gekommen. Fibupeptide, zu denen auch das Lugdunin gehört, können positiv geladene Wasserstoffionen durch eine Biomembran transportieren und so den Ladungsunterschied zwischen Membraninnen- und außenseite neutralisieren. Das Bakterium erleidet defakto einen Energiestillstand und stirbt.
Außerdem interessant: Da die Wirkung des Lugdunins nicht auf räumlichen Interaktionen zu beruhen scheint, könnte die Resistenzentwicklung gegen die neue Substanz deutlich verzögert sein. Tatsächlich konnten die ForscherInnen bisher im Labor keine Resistenzen erzeugen.
Quelle: Schilling NA et al., Angewandte Chemie 2019; doi.org/10.1002/anie.201901589