Die Radioligandentherapie ist eine noch neue experimentelle Behandlungsform in der Uroonkologie. Doch nun gibt es erste Erfolge mit PSMA-Lutetium-177 beim Prostatakarzinom. Zeit, die Methode einmal genauer unter die Lupe zu nehmen.
Das prostataspezifische Membranprotein (kurz: PSMA) ist neben dem prostataspezifischen Antigen (PSA) ein weiterer Gewebemarker der Prostata. Ganz ähnlich wie das PSA wird auch das PSMA stärker auf Krebszellen exprimiert, aber ebenso auf gesunden Prostatazellen.
Bisher war das PSMA in Studien stets als diagnostischer Tracer interessant, jedoch scheint sich das Protein ebenfalls gut für die Behandlung von Prostatakarzinomen zu eignen. PSMA allein ist dabei natürlich nicht wirksam, dient es doch lediglich als Zielstruktur, um z. B. Medikamente oder radioaktive Substanzen an den Zielort zu lotsen.
ForscherInnen des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) in Heidelberg war es unlängst gelungen, radioaktives Lutetium-177 an einen PSMA-Liganden (PSMA-617) zu binden. Dieser wird zusammen mit dem Lutetium-177 in die Prostatakrebszellen internalisiert und bestrahlt diese dann von innen.
In einer aktuellen Arbeit nutzten ForscherInnen das Verfahren nun, um die Wirksamkeit an Prostatakrebspatienten zu testen. Alle Probanden waren mit Doce-taxel oder Cabazitaxel sowie einer entsprechenden Androgendeprivation (ADT) vorbehandelt. Etwa 97% der Männer litten zudem bereits unter Knochenmetastasen.
Im Ergebnis lag das mediane Gesamtüberleben der Patienten unter PSMA-617-Lutetium-177 bei 56 Wochen. Ein biochemisches Ansprechen (PSA-Wert-Abnahme > 50%) war nicht prognostisch für das Gesamtüberleben. Jedoch war jegliche Abnahme des PSA-Wertes nach dem ersten Therapiezyklus mit einem besseren Gesamtüberleben (62,9 vs. 47,0 Wochen; p = 0,005) assoziiert.
Zunächst bleibt die Radioligandentherapie aber dennoch erst einmal ein Mittel in der Salvagetherapie für Männer, denen keine der etablierten Therapielinien mehr offen stehen. Die aktuelle S3-Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Urologie (DGU) formuliert dafür eine erste hinreichende Notwendigkeit, dass das mCRPC des Patienten in der PSMA-Bildgebung PSMA-positive Läsionen aufweisen muss. Andernfalls ist dieser Ansatz ebenfalls nicht anwendbar.
Quelle: Rahbar K et al., PSMA targeted radioligandtherapy in metastatic castration resistant prostate cancer after chemotherapy, abiraterone and/or enzalutamide. A retrospective analysis of overall survival. Eur J Nucl Med Mol Imaging 2018; 45(1): 12-19