Könnte ein durch künstliche Intelligenz geschaffenes Medikament einen Durchbruch in der Behandlung von OCD erzielen? Die Antwort auf diese Frage soll eine demnächst in Japan geplante Phase-I-Studie liefern.
Die Nutzung künstlicher Intelligenz in der Medizin ist längst kein Neuland mehr: Mittels Algorithmen besteht heutzutage bereits die Möglichkeit, Diagnosen zu erstellen oder Bilder von PatientInnen zu analysieren. Die japanische Pharmakologie-Firma Sumitomo Dainippon Pharma hat nun allerdings in Zusammenarbeit mit dem britischen Pharmatech-Startup Exscientia erstmals KI zur Schaffung eines gänzlich neuen Medikaments gegen Zwangsstörungen genutzt, dessen Wirksamkeit schon bald in klinischen Studien getestet werden soll.
Für die Umsetzung des neuen Medikaments, DSP-1181, griffen die Unternehmen auf die Erfahrung des Pharma-Herstellers in der Nutzung G-Protein-gekoppelter Rezeptoren und Centaur Chemist, die Plattform des Startups zur Erforschung von Medikamenten im KI-Bereich, zurück. Die Entwicklung des neuen Medikaments konnte in weniger als 12 Monaten abgeschlossen werden – ein Prozess, der sich im Durschnitt über 4,5 Jahre erstreckt. Prof. Andrew Hopkins, der CEO von Exscientia, sagte daher gegenüber der BBC: "Das stellt einen Meilenstein in der Medikamentenforschung dar."
Im ersten Schritt wollen die Firmen mit der Schaffung des neuen KI-Medikaments bislang unerfüllte medizinische Bedürfnisse in den Bereichen Psychiatrie und Neurologie abdecken. Das Molekül DSP-1181 wurde geschaffen, indem Algorithmen mit einer umfangreichen Datenbank verschiedenster Parameter abgeglichen wurden. Sollte sich die Phase-I-Studie in Japan als Erfolg herausstellen, wollen die Unternehmen weitere klinische Studien auf globaler Basis durchführen.
Toru Kimura, der SEO von Sumitomo Dainippon Pharma merkt an. "Es ist sehr aufregend, dass wir binnen solch einer kurzen Zeit das Medikament entwickeln konnten. Unsere Zusammenarbeit hat zu einem überaus erfolgreichen Ergebnis geführt. Wir werden alles dafür geben, dass auch die klinische Studie ein Erfolg wird und PatientInnen so bald wie möglich von dem Medikament profitieren können."
Doch mit den klinischen Studien zum Gebrauch des KI-Medikaments gegen OCD soll noch lange nicht das Ende der Kooperation erreicht sein. Prof. Hopkins merkt an: "Das Schöne an den Algorithmen: Sie lassen sich auf andere Krankheiten übertragen."
Die Firmen arbeiten bereits an möglichen Medikamenten auf KI-Basis zur Behandlung von Krebs und kardiovaskulären Erkrankungen. Zudem soll ein weiteres Molekül für den Gebrauch in klinischen Studien bis Ende des Jahres fertiggestellt werden. Der Chef des Pharmatech-Unternehmens resümiert: "Dieses Jahr wurde erstmals ein Medikament auf der Basis von künstlicher Intelligenz geschaffen. Bis zum Ende des Jahrzehnts könnten allerdings potenziell alle neuen Medikamente durch KI erschaffen werden."
Referenzen:
Pressemitteilung Sumitomo Dainippon Pharma / Exscientia