Dr. med. Gerson Lüdecke ist so etwas wie der geistige Vater der seit kurzem in App-Stores verfügbaren, praxistauglichen App. Praxistauglich ist sie gerade deshalb, weil sie eine webbasierte Oberfläche mit Printfunktion bietet und dennoch ebenso leicht offline in mobiler Anwendung (iOS/Android) genutzt werden kann.
Rechtlich ist der Zugriff auf die Inhalte der App nur Ärzten und Fachkreisen erlaubt, weshalb es notwendig ist, sich nach der Installation mittels Doccheck-Passwort zu registrieren und freizuschalten. Die Bedienoberfläche ist übersichtlich gestaltet und zeigt unter anderem Icons von Diagnose über Therapiealgorithmen bis zu Nachsorge und Tools. Letztere bieten dem Arzt z. B. eine Möglichkeit, Wechselwirkungen und Nebenwirkungen von Medikamenten und Behandlungen im Vorfeld zu klären. Darüber hinaus gibt es Funktionen, die es erleichtern sollen, mit dem jeweiligen Patienten vor einer geplanten Operation das persönliche Risikoprofil zu erstellen sowie eingehender zu erörtern.
Für die einfache Handhabung bietet die App zusätzlich Möglichkeiten, Favouriten zu speichern und eigene Notizen hinzuzufügen. “Als Entwickler haben wir uns das Ziel gesetzt, aktuelle Neuerungen auf dem Gebiet der Therapie des Nierenzellkarzinoms in Form von Updates auch kurzfristig (6 – 8 Wochen) zur Verfügung zu stellen. Dadurch wird die Aktualität dieses interaktiven Tumorboards sichergestellt”, führte Dr. Lüdecke aus.
Auf Grundlage der aktuellen Versionen nationaler und internationaler Leitlinien sowie Empfehlungen zur Behandlung des Nierenzellkarzinoms hilft die App dem Behandler zuverlässig, Entscheidungen in der Erst- und Zweitlinientherapie sowie nachfolgend zu treffen. Diese basieren im Tumorboard auf den Erfahrungen der Fachkollegen. In der App hängen die Vorschläge im Wesentlichen von den entsprechenden Leitlinienempfehlungen ab, die zu jedem angezeigten Vorschlag über einen Stern in der App auch direkt zur Erklärung aufgerufen und eingesehen werden können.
Darüber hinaus finden sich Listen zu Nebenwirkungen und adäquaten Behandlungsalgorithmen je nach Schweregrad der unerwünschten Ereignisse. Bei den Tumorpatienten sind das bekanntlich sehr häufig Diarrhoen und Fatigue. Durch neue Behandlungsmethoden, wie beispielsweise die Immunonkologie mit Nivolumab, treten zudem auch immer wieder Nebenwirkungen auf, die zuvor nicht in der Uroonkologie zu sehen waren. Die App gibt hierauf ebenso Antworten und Verfahrensempfehlungen. Im Zweifel sollten Urologen aber weiterhin ihr Netzwerk bemühen und Dermatologen oder Onkologen interdisziplinär mit einbeziehen.
Eine besondere Bedeutung kommt im praktischen Alltag den Komorbiditäten der zumeist älteren Patientinnen und Patienten zu. In den meisten Fällen nehmen die Betroffenen bereits Medikamente ein, die mit einer gegen das Nierenzellkarzinom gerichteten Therapie wechselwirken können. In vielen Fällen wissen die Uroonkologen sehr gut über solche Wechselwirkungen bescheid, jedoch kamen gerade in den vergangenen Monaten viele neue Therapeutika hinzu, sodass das eigene Wissen beständig weiter wachsen muss. Die App hilft hierbei, das Risiko nach aktuellem Kenntnisstand zu beurteilen und gegebenenfalls durch geeignete Alternativmedikationen zu verringern.
Und wem all das noch nicht reicht, der kann mithilfe der zahlreich vorhandenen Fallbeispiele sein eigenes oder das Wissen von Kollegen bzw. der angehenden Fachärzte Urologie ganz einfach und bequem testen. Dadurch wird die App nicht allein nur Entscheidungshilfe in der Praxis, sondern dient auch noch der ständigen Fortbildung.
Fazit: Die App “Nierenzellkarzinom transparent” ist ein vielseitig und doch gezielt einsetzbares Hilfsmittel im uroonkologischen Alltag – ein interaktives Tumorboard 2.0 im Kitteltaschenformat.
Quelle: Lunch-Symposium “Nierenzellkarzinom transparent – App-assistiertes Tumorboard 2.0” (Veranstalter: Novartis Oncology); 68. Kongress der DGU 2016, Leipzig.