Klimaschützer protestieren gegen Kohlekraftwerke meist wegen des Treibhausgas-Ausstoßes - Kritiker warnen aber auch vor den gesundheitlichen Risiken für die Bevölkerung.
Einer Modellrechnung mehrerer Organisationen zufolge gingen im Jahr 2016 rund zwei Drittel der Gesundheitsschäden durch Kohlekraftwerke auf das Konto von nur zehn Kraftwerksbetreibern in der EU. Die Rede ist im Bericht, der am Dienstag veröffentlicht wurde, von 7600 vorzeitigen Todesfällen, 5820 Einweisungen ins Krankenhaus, 3320 neuen Fällen chronischer Bronchitis, 137.000 Tage, an denen ein Kind Asthma-Symptome zeigt, und mehr als zwei Millionen Krankheitstagen von Arbeitnehmern.
Die Berechnung ist schwierig, da es um statistische Zusammenhänge geht. Die Organisationen Greenpeace, Sandbag, Europe Beyond Coal, Europäisches Umweltbüro und Climate Action Network (CAN) berufen sich unter anderem auf Zahlen der Weltgesundheitsorganisation WHO. Der Studie zufolge gibt es noch aktive 250 Kohlekraftwerke der EU, die von 103 Unternehmen betrieben werden. Die Autoren haben berechnet, welche Auswirkungen der Ausstoß von Schwefeldioxid, Stickoxiden und Feinstaub dieser Kraftwerke hat, auch die Ozonbildung spielt eine Rolle. Quecksilber, andere problematische Stoffe und die Auswirkungen des Klimawandels zählen nicht dazu.
Der Studie zufolge kosten die gesundheitlichen Folgen der Kohleverbrennung die Gesellschaft Geld in der Größenordnung, in der die Unternehmen mit der Produktion der Elektrizität verdienen. Greenpeace-Sprecher Christoph Lieven sagte der Deutschen Presse-Agentur: "Ein rascher Ausstieg aus der Kohle ist gut für das Klima und unsere Gesundheit. Die Bundesregierung darf Konzernen wie RWE nicht länger gestatten, Geld damit zu verdienen, unsere Gesundheit zu gefährden und das Klima zu ruinieren."
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