Anlässlich des Welthirntumortags 2017 klärt das Zentrum für Hirntumoren (ZHT) des Universitätsklinikums Regensburg (UKR) mit Vorträgen und Expertengesprächen über aktuelle Entwicklungen bei der Diagnose und Therapie von Hirntumoren auf.
Statistisch erkranken täglich über 700 Menschen weltweit an einem Gehirntumor. Im Vergleich zu anderen Krebsarten tritt ein Hirntumor zwar seltener auf, zählt aber zu den schwerwiegendsten. Die Diagnose bedeutet für die Betroffenen meist einen großen Einschnitt im Leben. Um die Erkrankung, ihre Patienten und die Forschung stärker in die Öffentlichkeit zu rücken, veranstaltet die Deutsche Hirntumorhilfe jedes Jahr im Juni in Kooperation mit der International Brain Tumor Alliance (IBTA) einen Welthirntumortag. Im Rahmen dessen informiert das Zentrum für Hirntumoren des Universitätsklinikums Regensburg am Samstag, den 24. Juni 2017 alle Betroffenen, Angehörigen und Interessierten über aktuelle Entwicklungen im Bereich der Hirntumortherapie und neue Möglichkeiten der Studienteilnahme.
Im ZHT profitieren Hirntumorpatienten von der interdisziplinären Zusammenarbeit verschiedener medizinischer Fachbereiche, denn die präzise Diagnostik und die passgenaue Versorgung des Patienten sind für eine optimale Behandlung entscheidend. Momentan schreitet die Entwicklung moderner Therapiemethoden, die individuell an das Krankheitsbild des Betroffenen angepasst sind, rasant voran. So kommt in der Neurochirurgie eine neue Methode zum Einsatz, bei der der Hirntumor während einer Operation noch präziser entfernt werden kann. Dem Patienten wird dabei intraoperativ ein fluoreszierender Farbstoff verabreicht. Dieser reichert sich im Tumorgewebe an und lässt es unter Betrachtung durch ein spezielles OP-Mikroskop gelb leuchten. Es erfolgt so nicht nur eine genauere Abgrenzung des kranken Gewebes, sodass der Tumor effektiv entfernt werden kann, sondern gesundes Gewebe wird geschont. "Dank der modernen Behandlungsmethoden sind die durchschnittliche Überlebensdauer und die rezidivfreie Zeit für Patienten, die bei uns im ZHT behandelt werden, um drei bis vier Monate gestiegen", erläutert Professor Dr. Alexander Brawanski, Direktor der Klinik und Poliklinik für Neurochirurgie des UKR und Sprecher des Zentrums für Hirntumoren.
Auch in der Strahlentherapie haben sich die Methoden zur Behandlung von Hirntumoren weiterentwickelt. Bei der Informationsveranstaltung erfahren die Besucher, welche unterschiedlichen Modalitäten bei der Bestrahlung eines Tumors zum Einsatz kommen können. Um einen komplex wachsenden Tumor behandeln zu können, wird in der Strahlentherapie sowohl auf konventionelle als auch auf spezifische neue Methoden zurückgegriffen. "Unser Ziel ist es, mit einer maximalen Tumordosis das Wachstum des Tumors effizienter zu kontrollieren und zugleich das gesunde Gewebe nur minimal zu verletzen ", fasst Professor Dr. Oliver Kölbl, Direktor der Klinik und Poliklinik für Strahlentherapie des UKR, zusammen.
Neben dem ursprünglichen Tumor – dem sogenannten Primärtumor – bilden sich bei einer Krebserkrankung oftmals auch Metastasen. Diese Absiedlungen des eigentlichen Tumors in einem anderen Gewebe erfordern eine spezifische Behandlung. Dank verstärkter Forschung im Bereich der Hirnmetastasen haben die Ärzte heute wesentlich mehr Kenntnisse über diese Tumorzellen und können sie gezielter behandeln. In seinem Vortrag bei der Patienteninformationsveranstaltung erklärt Professor Dr. Tobias Pukrop, Leiter des Interdisziplinären Centrums für medikamentöse Tumortherapie (ICT) des UKR, wie Metastasen heute mit verbesserten systemtherapeutischen Optionen besser behandelt werden können.
Um die Art des Hirntumors genau bestimmen und daraus die richtige Behandlung ableiten zu können, kommt dem Fachbereich der Neuropathologie eine bedeutende Rolle im interdisziplinären Behandlungskonzept zu. So kann die Abteilung für Neuropathologie direkt vor Ort umfassende molekulargenetische Untersuchungen vornehmen, wovon der Patient unmittelbar profitiert. Neben einer schnellen Diagnose und raschem Therapiebeginn können auch während der Behandlungen neuropathologische Untersuchungen bezüglich der Wirksamkeit der Therapie vorgenommen und bei Bedarf Anpassungen im Behandlungskonzept vorgenommen werden. Zudem trägt das spezialisierte Zentrum mit seiner aktiven Forschung dazu bei, die Versorgung von Hirntumorpatienten weiter zu verbessern.