Die Geschichte der Urologischen Universitätsmedizin im Deutschland ist eng mit Homburg verbunden: 1947 begann Prof. Dr. Carl Erich Alken mit visionärer Tatkraft die erste Urologische Universitätsklinik in Deutschland aufzubauen. Anlässlich des 70-jährigen Jubiläums richtet die Klinik für Urologie und Kinderurologie am UKS ein großes Symposium aus, für das viele Fachreferenten gewonnen wurden, die ihre Wurzeln in Homburg haben. Die Veranstaltung findet vom 26. bis zum 27. Mai 2017 im Kulturzentrum Saalbau in Homburg statt.
Die Gründung kurz nach dem 2. Weltkrieg verlief in Etappen. Bereits 1946 erreichte Prof. Alken über den französischen Militärgouverneur Gilbert Grandval, dass die Kurse der saarländischen Medizinstudierenden anerkannt wurden. Am 08. März 1947 folgte dann die Gründung des Medizinischen Instituts als Außenstelle der Universität Nancy. Das Institut d’Etudes Supérieures de l’Université de Nancy en Territoire Sarrois war der Vorläufer der Universität des Saarlandes. Alken arbeitet in dieser Institution als Urologe, 1948 erhielt er seine Lehrberechtigung, die Venia legendi, für Urologie und wurde an der Sorbonne in Paris zum “Professeur agrégé“ ernannt.
Viele der Pioniere der Vorkriegszeit waren Ärzte jüdischer Abstammung, die die NS-Zeit nicht überlebt hatten oder aus dem Land vertrieben worden waren. Prof. Alken selbst war vor dem Krieg noch von Alexander von Lichtenberg in Berlin ausgebildet worden, dem erfolgreichsten und prominentesten deutschen Urologen der Vorkriegszeit. Der Homburger Urologe war somit historisch betrachtet eines der wenigen direkten Bindeglieder zur jüdisch geprägten Vorkriegsurologie, die erhebliche Verdienste für die Entstehung und die frühen Fortschritte des Fachgebietes hatte.
Der Neustart nach dem Krieg entsprach einer “Stunde Null“ für die gesamte deutsche Urologie. Da die übrigen Universitätsklinika erst 20 Jahre später Lehrstühle für das Fach Urologie gründeten, war Homburg über zwei Jahrzehnte hinweg die erste und einzige Kaderschmiede der akademischen Urologie in Deutschland. “Sehr viele Urologen, die das Fach heute in herausragender Position vertreten, haben einen “wissenschaftlichen Stammbaum“, der auf die Anfänge in Homburg zurückgeht“, erklärt Prof. Dr. Michael Stöckle, der die Klinik für Urologie und Kinderurologie am UKS heute als Direktor leitet.
Der Pionierarbeit in den Anfangsjahren folgten auch in den darauffolgenden Jahrzehnten herausragende Entwicklungen. Über die Krankenversorgung und Lehre hinaus wurden in Homburg neue, innovative Diagnostik- und Therapiemethoden etabliert. Mithilfe eines speziellen OP-Roboters, dem DaVinci-System, operieren die Homburger Experten seit 2006. Die minimal-invasive OP-Technik, die der Schlüsselloch-Chirurgie zuzuordnen ist, wurde seitdem über 4.500 Mal eingesetzt. Vor allem zur Entfernung der Prostata, aber auch zur Entfernung der Harnblase oder für Operationen an den Nieren. Ein Meilenstein war 2016 die erste roboterassistierte, minimal-invasive Nierentransplantation in Deutschland.
“Wir freuen uns, dass wir das Jubiläum mit einem wissenschaftlichen Symposium und herausragenden Rednern begehen können“, so Prof. Stöckle. Für den Kongress konnte die Klinik eine Reihe von Urologen gewinnen, die eng mit Homburg verbunden sind. So unter anderem Prof. Rudolf Hohenfellner, der 1967 von Homburg aus die Urologische Klinik der Universität Mainz gegründet hat. Hohenfellner und Prof. Fritz Schröder, emeritierter Direktor der Urologischen Universitätsklinik Rotterdam, sind zwei sehr prominent gewordene Urologen, die noch die frühen Jahre der Homburger Klinik miterlebt haben. Prof. Margit Fisch, die als erste und einzige Frau in Deutschland einen urologischen Lehrstuhl (Universitätsklinikum Hamburg) innehat, begann ihre urologische Laufbahn als PJ-Studentin in den 80er-Jahren in Homburg. Zu nennen ist auch Prof. Alex Mottrie aus Belgien, einer der wichtigsten Pioniere der roboter-assistierten Chirurgie weltweit.