Ausmalen kann sich jeder, was schwere Atemnot ungefähr bedeutet. Aber 15 Millionen Europäer wissen es, ganz genau, aus leidvoller alltäglicher Erfahrung. Diese Patienten fühlen sich schwach und kraftlos, sie ringen um jeden Atemzug. Vor allem aber haben sie Angst um ihr Leben. Das neue EU-Projekt BETTER-B (BETter TrEatments for Refractory and chronic Brea-thlessness) will die Behandlung der Patienten entscheidend verbessern.
Patienten mit schwerer Atemnot leiden in der Regel unter einer ernsthaften Lungenerkrankung, zum Beispiel COPD, Lungenfibrose oder Lungenhochdruck. Vor allem die Zahl der Menschen mit COPD hat in den vergangenen Jahren stark zugenommen. Ein Ende dieser Entwicklung ist bislang nicht absehbar.
An BETTER-B beteiligen sich Einrichtungen aus mehreren europäischen Kliniken, in denen Patienten mit schwerer Atemnot behandelt werden. Das Projekt hat mehrere Komponenten. Um zum Beispiel ein Bild der aktuellen Behandlungspraxis zu bekommen, befragen die ExpertInnen ÄrztInnen über ihr übliches Vorgehen und wie sie bestehende Richtlinien nutzen.
Außerdem werden derzeitig PatientInnen im Projekt rekrutiert, um das Medikament Mirtazapin zu testen. Die Arznei wird bislang in der Therapie von Depressionskranken eingesetzt. Nach ersten Erkenntnissen hat sie aber auch einen positiven Effekt auf schwere Atemnot, auch wenn die PatientInnen gar nicht depressiv sind. Neue medikamentöse Alternativen für die Therapie wären zudem sehr wichtig, denn bislang lindern nur Opioide nachweislich die Symptome der Atemnot.
Systematische Analysen aller bisher vorliegenden Daten des BETTER-B-Projektes haben zum Beispiel ergeben: Andere Medikamente wie die Benzodiazepine helfen Atemnot-Patienten nicht, werden aber immer noch sehr häufig verordnet. Auch für viele weitere Therapiemaßnahmen – von Atemübungen bis Yoga – fehlt der wissenschaftliche Nachweis der Wirkung.
Am Ende des auf vier Jahre ausgelegten Programms soll es eine neue europäische Stellungnahme/Richtlinie für Spezialisten der Lungen- und Palliativmedizin zum Thema Atemnotmanagement geben. Diese ist anschließend so breit wie möglich bekannt zu machen. Bis dahin sei z. B. auf die Leitlinien zur COPD verwiesen.