Das Syndrom beschreibt eine auf Genmutation zurückzuführende Erkrankung, die zur Gruppe der Großwuchs-Syndrome zählt. Es steht in Verbindung mit angeborenen Fehlbildungen und einer Prädisposition für Tumore. Das Wachstum der verschiedenen Organe ist asymmetrisch.
Die Organe der Patienten beginnen in der zweiten Schwangerschaftshälfte und ersten Lebensjahren überproportional schnell zu wachsen, wobei Sie im Erwachsenenalter normalgroß sind. Von dieser sogenannten Viszeromegalie sind verstärkt innere Organe betroffen, beispielsweise Milz, Leber, Nieren, Pankreas und die Zunge. Des Weiteren kommen häufig Fehlbildungen des Kopfes und Defekte der Bauchwand vor. Klinisch kann es in den ersten Lebenstagen zu schweren Hypoglykämien kommen.
Schon in der embryonalen Phase treten gehäuft Tumore auf, besonders Hamartome und Angiome befallen den Embryo und die Plazenta.
Der Erbgang verläuft in 85% der Fällen sporadisch und damit unbekannt und in 15% familiär autosomal-dominant. Ursache sind mehrere genetische Defekte (IGF-2 und H19 Gen) auf Chromosom 11 am Genort 11p15.5. Beim BWS werden in dieser Genregion unterschiedliche zytogenetische bzw. molekulargenetische Veränderungen beobachtet.
Das Gen H19 reguliert die Aktivität von IGF-2. Im Falle des Beckwith-Wiedemann-Syndroms ist sowohl das Allel des Gens IGF-2 aktiv, welches vom väterlichen als auch vom mütterlichen Chromosom 11 stammt. Die Aktivität von IGF-2 kommt durch die Methylierung von H19 zum tragen.
Somit ist die Ursache für das unausbalancierte Wachstum, begleitet von Tumoren und Hypoglykämien, die aus der Genmutation resultierenden Überproduktion des Wachstumsfaktors IGF-2. Es weist eine ähnliche Struktur wie Insulin auf, wirkt mitogen, antiapoptotisch und wachstumsstimulierend.
Es besitzt in geringen Maßen die Fähigkeit sich an Insulinrezeptoren anzudocken, wodurch der Blutzuckerspiegel gesenkt wird. Die erhöhte IGF-2-Konzentration fördert die Zellteilung, regt den Wachstum weiter an und verhindert im selben Moment die Zerstörung von kranken Zellen. Weiterhin ersetzt es teilweise die Rolle des Insulins.