Morbus Parkinson – Ernährung

Patienten, die an einem Morbus Parkinson leiden müssen keine bestimmten Diäten einhalten. Es ist aber durchaus möglich, dass bestimmte Nahrungsmittel einen Einfluß auf die Erkrankung bzw. die Therapie haben.

Patienten, die an einem Morbus Parkinson leiden müssen keine bestimmten Diäten einhalten. Es ist aber durchaus möglich, dass bestimmte Nahrungsmittel einen Einfluß auf die Erkrankung bzw. die Therapie haben.

  1. Risikofaktoren

    Es wurden zahlrieche epidemiologische Studien durchgeführt um Risikofaktoren zu identifizieren, die das Entstehen der Parkinson-Erkrankungen begünstigen. In diesen Studien konnte immer wieder nachgewiesen werden, dass Nicht-Raucher ein erhöhtes Risiko haben, einen Morbus Parkinson zu entwickeln1,2. Dabei ist es sehr wahrscheinlich, dass dieser Effekt auf Nikotin zurückzuführen ist, da zahlrieche experimentelle Studien nachweisen konnten, dass Nikotin dopaminerge Neurone beschützen kann. Ob dieser Effekt nun auf die Wirkung auf die nikotinergen Azetylcholin-Rezeptoren, auf die Freisetzung von neurotrophen Faktoren, auf einen Effekt auf de Faltung des Alpha-Synukleins oder andere Wirkweisen zurückzuführen ist, bleibt derzeit noch unklar. Tatsache bleibt aber, dass es für keine Substanz so robuste Daten bezüglich einer möglichen Neuroprotektion gibt wie für Nikotin. Dennoch wird niemand ernsthaft Parkinson-Patienten das Rauchen empfehlen wollen. Die Ergebnisse einer aktuellen Studie, die den Effekt eines Nikotinpflasters auf die Progredienz bei Patienten mit sehr früher Parkinson-Erkrankung untersucht, sind leider noch nicht verfügbar (clinicaltrails.gov).  Da Nikotin aber nicht nur in Tabak sondern auch in anderen Nachtschattengewächsen vorkommt, deren Verzehr mit Sicherheit nicht gefährlich ist, kann eine Empfehlung bezüglich des regelmäßigen Genusses von Nachtschattengewächsen (Paprika, Tomate, Aubergine, Kartoffel) ausgesprochen werden. Erstaunlicherweise konnte eine weitere epidemiologische Studie in den USA nachweisen, dass auch der regelmäßige Verzehr von Paprika das Risiko am Morbus Parkinson zu erkranken senkt3. Auch der Genuß von grünem Tee ist scheint laut epidemiologischen Untersuchungen vor der Parkinson-Erkrankung zu schützen4. Am ehesten ist dieser Effekt auf das Polyphenol (Flavonoid) Epi-Gallo-Catechin-3-Gallat (EGCG) zurückzuführen. Zusammen mit den zahlreichen experimentellen Daten, die antioxidative Effekte und einen Abbau des Proteinablagerungen durch EGCG und auch andere Flavonoide nahelegen, scheint es gerechtfertigt, den regelmäßigen Genuss dieser Pflanzenfarbstoffe zu empfehlen. Andere Risikofaktoren konnten bisher nicht ausreichend adressiert werden. Es besteht aber durchaus die Möglichkeit, dass die Hypovitaminosen, die bei älteren Menschen sehr häufig sind, auch zur Entstehung der Parkinson-Erkrankung beitragen. Daher sollte zudem auf eine Diät geachtet werden, die reich an Vitaminen (insbesondere B1, B2, B3, B6, B12, Folsäure, C, D, E) ist.
     
  2. Interaktion von Eiweißen und L-DOPA

    L-Dopa bleibt die wichtigste symptomatische Therapie der Patienten mit Morbus Parkinson. L-DOPA ist ja eine Modifikation der Aminosäure Phenylalanin und wird daher auch über dieselben Transpportmechanismen in das Blut und auch in das Gehirn aufgenommen wie andere Aminosäuren. Bei Eiweiß-reicher Nahrung in zeitlicher Nähe zur Gabe von L-DOPA kann daher der Transport von L-DOPA beeinträchtigt werden. Daher wird von den meisten Herstellern eine Gabe des L-DOPA 30 Minuten vor oder 90 Minuten nach der Mahlzeit empfohlen. Bei fortgeschrittener Erkrankung mit kurzen Einnahmeintervalle und einer langsamen Magen-Darm-Passage ist dies für viele Patienten mit einem erheblichen logistischen Aufwand und Verlust an Lebensqualität verbunden. Daher sollte ggf. die Dosis des L-DOPA ausreichend gewählt werden, dass auch bei Eiweiß-reicher Kost eine ausreichende Wirkung gewährleistet ist. Dennoch kann diese Kompetition an den Transportproteinen bei Patienten mit fortgeschrittener Erkrankung zu einem relevanten Problem werden und ggf. die Behandlung Prokinetika (z. B. Prucaloprid) oder mittels Pumpe erforderlich machen.
     
  3. Verdauungsstörungen, Obstipation

    Die Reduktion der Aktivität des Magen-Darm-Traktes ist für viele Patienten eine Herausforderung. Zusammen mit Bewegungsmangel und Nebenwirkungen der Therapie wird die Darmträgheit häufig sehr belastend. Begünstigt wird diese oft auch noch durch Flüssigkeitsmangel, da viele ältere Menschen Schwierigkeiten haben, ausreichend zu trinken. Um diese Darmträgheit zu regulieren sollte auf körperliche Aktivität geachtet werden. Zudem ist eine ballaststoffreiche Ernährung (u. A. Paprika!!) wichitg. Sollten Quellmittel gegeben werden, die ihre Wirkung über die Anreicherung des Stuhl mit Flüssigkeit entfalten, muss erst recht auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr geachtet werden.
     
  4. Schluckstörungen

    Ein weiteres oft unterschätztes Problem der Patienten mit Parkinson-Erkrankung sind die Schluckstörungen. Diese treten leider sehr häufig auf und können zu Gewichtsverlust, unsicherer Medikamenteneinnnahme und letztendlich Aspirationspneumonien führen. Diese Schluckstörungen können eine Anpassung der Nahrung (angedickte Getränke, weiche Speisen) erforderlich machen. In jedem Fall sollte eine logopädische Therapie auch mit Sprachtraining zur Verbesserung der Funktion der Muskulatur im Rachen erfolgen.

Quellen

  1. Gorell, J.M., et al., Smoking and Parkinson's disease: a dose-response relationship. Neurology, 1999. 52(1): p. 115-9.
  2. Quik, M., Smoking, nicotine and Parkinson's disease. Trends Neurosci, 2004. 27(9): p. 561-8.
  3. Nielsen, S.S., et al., Nicotine from edible Solanaceae and risk of Parkinson disease. Ann Neurol, 2013. 74(3): p. 472-7.
  4. Weinreb, O., et al., Neuroprotective molecular mechanisms of (-)-epigallocatechin-3-gallate: a reflective outcome of its antioxidant, iron chelating and neuritogenic properties. Genes Nutr, 2009. 4(4): p. 283-96.