HIV und Hepatitis B – klinisches Management

Wenn Menschen mit HIV zusätzlich noch an Hepatitis B leiden, kann das klinische Management kompliziert sein. Wie Sie die Diagnostik und Therapie optimieren.

Das sollten Sie über Hepatitis B und HIV wissen:

Komorbiditätsrate je nach Region unterschiedlich

Menschen, die mit HIV leben, erkranken unterschiedlich häufig auch an Hepatitis B. Während die Prävalenz in Afrika und Asien bei 7% bis 12% liegt, ist sie in Europa und Lateinamerika mit 5% bis 6% niedriger.

Egal wo auf der Welt ist Hepatitis B jedoch die häufigste chronische Virushepatitis in der vulnerablen HIV-Population. Am häufigsten erfolgt die Übertragung von der Mutter auf das Kind während der Geburt.

HIV-Positivität hat Einfluss auf Hepatitis-Infektion

Bei bestehender Komorbidität mit HIV kommt es zu einer schnelleren Progression der Leberfibrose. Auch die Mortalität, sowohl bezogen auf die Leber als auch generell, steigt. Ob das Hepatitis-B-Virus seinerseits das HI-Virus beeinflusst, bleibt fraglich.

Die Behandlung der Hepatitis B kann auf unterschiedliche Ziele gerichtet sein: von der Virussuppression zur vollständigen Eradikation. Wird eine funktionelle Heilung angestrebt, bedeutet dies das Erreichen der Undetektierbarkeit des Virus und des Oberflächenantigens und normale ALT-Serumlevel. Studien legen nahe, dass dies – im Vergleich mit der alleinigen Suppression des Virus – das Risiko für hepatozelluläre Karzinome in Patienten mit Hepatitis B reduziert.

Therapie der Hepatitis B bei HIV-Positivität

Weltweit empfehlen die Fachgesellschaften Hepatitis B bei Menschen, die HIV-positiv sind, mit einem ART-Regime zu behandeln, welches auch TDF oder TAF sowie 3TC oder FTC enthält.

Darüber hinaus ist es wichtig, die Patientinnen und Patienten regelmäßig mit einem Bauchultraschall zu untersuchen, um ein hepatozelluläres Karzinom auszuschließen oder früh zu entdecken. Dies gilt insbesondere für alle Betroffenen, die bereits eine Zirrhose entwickelt haben.

Hepatitis D

Das Hepatitis-D-Virus benötigt das Hepatitis-B-Virus, um seine volle Pathogenität zu erreichen. Viele Menschen, die an Hepatitis B leiden, können daher auch Hepatitis D entwickeln. Hier kann es entweder zu einer meist zeitlich limitierten und eher benignen Koinfektion oder zu einer Superinfektion kommen, welche dann mit Leberversagen und Chronifizierung verbunden sein kann. In den meisten Fällen, insbesondere bei HIV-Erkrankten, kommt es zu einer Superinfektion.

Mit einer Hepatitis-D-Infektion ist darüber hinaus ein bis zu dreifach erhöhtes HCC-Risiko sowie eine gesteigerte Mortalität in Menschen mit HIV verbunden. Man geht davon aus, dass zum Beispiel in Spanien 26% aller Menschen, die HIV- und Hepatitis-B-positiv sind, auch mit dem Hepatitis-D-Virus infiziert sind.

Therapeutisch kommen aktuell nur eine Interferon-Behandlung oder der neu zugelassene Wirkstoff Bulevirtide in Frage.

Fazit für die Praxis

Eine Koinfektion mit Hepatitis B ist bei Menschen mit HIV nicht selten. Im klinischen Management sollten Behandler ihre Patienten auf HBV screenen. Bei vorliegenden Risikofaktoren ist eine Impfung empfohlen. Wird kein ausreichender Impfschutz erreicht, sollte die ART immer auch TDF oder TAF enthalten. Darüber hinaus sollte immer auch das Vorhandensein von Hepatitis D, Leberfibrose und HCC abgeklärt werden.
 

Weitere Beiträge finden Sie auf unserer Kongress-Seite zur AIDS 2022.

Über Neuigkeiten zu HIV und anderen Infektionskrankheiten sprachen auch die Referenten beim STI-Kongress 2022. Hier finden Sie die Berichterstattung zum STI-Kongress 2022.
 

Quelle: 
Session: Co-infections: what is new? Juan BERENGUER, Hosp General Universitario Gregorio Maranon, Hepatitis B, AIDS 2022, 31.7.2022.