Hausarztpraxis: weniger Zeit bedeutet mehr Antibiotika

Immer mehr Hausärzte haben in ihrer täglichen Praxis großen Zeitdruck. Ob jedoch ein kürzerer Arztbesuch auch mit schlechterer Versorgungsqualität einhergeht, ist bisher nicht untersucht worden. Eine Studie aus den USA hat das nun nachgeholt.

Was Sie wissen sollten

Woher kommt der Zeitdruck?

Die Realität der Unterversorgung der Bevölkerung ist für viele Hausärztinnen und Hausärzte schon lange spürbar. Insbesondere in ländlichen Regionen fehlen häufig Mediziner. Das führt dazu, dass Ärzte in diesen Gebieten immer mehr Menschen versorgen müssen – obwohl sie ihrer Arbeitswoche nicht mehr Stunden geben können. Zusätzlich steigt die Lebenserwartung weiter an und die altersbedingten Erkrankungen in der Hausarztpraxis werden immer komplexer.

Insbesondere in den USA, wo es ein zweischichtiges Versicherungssystem gibt, ist dieser Versorgungsengpass spürbar. Die Erstattungen für staatlich Versicherte fällt oft deutlich geringer aus als für diejenigen, die durch ihre Arbeitgeber oder privat versichert sind. Daher ist es für diese Patientinnen und Patienten nicht immer leicht, zeitnahe Termine zu bekommen – oder ausreichend Zeit mit Medizinern zu verbringen. 

Leidet die Versorgungsqualität durch den ärztlichen Zeitdruck?

Ob und wie die Zeitknappheit ärztliches Handeln tatsächlich beeinflusst und ob die Versorgungsqualität darunter leidet, ist bisher nicht untersucht worden. Eine aktuelle Studie aus den USA hat genau dieses Thema nun unter die Lupe genommen.

Hierzu haben die Forscher die Daten von mehr als 8 Millionen Arztbesuchen im Jahr 2017 ausgewertet. Diese Besuche stammen von etwas mehr als 4 Millionen Patientinnen und Patienten bei etwa 8.000 Hausärztinnen und Hausärzten. 

Kommt es tatsächlich zu verändertem ärztlichem Handeln?

Das Ergebnis: wenn eine Patientin oder ein Patient weniger Zeit mit ihrem oder seinem Behandler verbringt, steigt das Risiko für unnötige Antibiotikagabe für Atemwegsinfekte. Gleiches gilt für die Verordnung von Benzodiazepinen und Opiaten für Schmerzzustände. Gleichzeitig reduziert jede Minute, die der Mediziner länger mit seinen Patienten verbringt, das Risiko für die Verschreibung dieser Medikamente. 

Insbesondere staatlich Versicherte und Menschen mit hispanischen oder afro-amerikanischen Wurzeln waren durch dieses Vorgehen benachteiligt.

Fazit für die Praxis

Es gibt durchaus Handlungsbedarf in der hausärztlichen Versorgung – insbesondere in Gebieten mit Unterversorgung. Die Verantwortlichkeit liegt hier jedoch nicht nur bei den Ärzten. Insgesamt zeigen die hier vorgestellten Daten jedoch, dass es durchaus Bias in der Patientenversorgung geben kann. Ärztinnen und Ärzte können davon profitieren, sich diese Daten vor Augen zu führen und, wenn nötig, Änderungen in ihrem Praxisalltag vorzunehmen. 
 

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