Biliäre Atresie: ist eine mütterliche Infektion ein Risikofaktor?

Eine Fall-Kontroll-Studie aus Taiwan hat nun untersucht, ob eine maternale Infektion während der Schwangerschaft das Risiko des Kindes, an einer biliären Atresie zu erkranken, erhöhen kann.

Maternale Infektionen als möglicher Risikofaktor für biliäre Atresie

Was ist die biliäre Atresie?

Die biliäre Atresie (BA) ist eine seltene Lebererkrankung des Kindesalters. Die Krankheit ist einer der Hauptgründe für eine Lebertransplantation bei pädiatrischen Patientinnen und Patienten. Die Pathogenese der BA ist bisher nicht abschließend geklärt, aber es gibt verschiedene Theorien. So ist der Konsensus, dass die Krankheit sich wahrscheinlich nach viralen Infektionen in der Neugeborenenphase entwickelt. Dies führe zu einer Entzündung und schließlich Fibrose von Hepatozyten und Cholangiozyten. 

Doch gibt es auch immer mehr Studien, die nahelegen, dass die Entwicklung der BA bereits während der Schwangerschaft und in utero beginnt. Welche Rolle eine Infektion der Mutter während der Gestationsperiode hierbei spielen könnte, ist bisher wenig erforscht. Ein Studienteam aus Taiwan hat sich genau diesem Thema gewidmet. 

Ausführliche Fall-Kontroll-Studie

Durch das Versicherungssystem in Taiwan liegen Gesundheitsdaten von fast der gesamten Bevölkerung vor – das sind etwa 23 Millionen Menschen. Über den vordefinierten Studienzeitraum konnten die Forscher 447 Kinder mit BA identifizieren. Im Zufallsprinzip wurden dann fast 3.000 gesunde Kinder, die im gleichen Zeitraum geboren wurden, als Kontrolle festgelegt. Ziel der Studie war, herauszufinden, ob eine Infektion der Mutter während der Schwangerschaft das Risiko für eine biliäre Atresie steigert. Eingeschlossene Infektionen waren hier 

Ist die mütterliche Exposition zu Viren oder Bakterien ein Risikofaktor?

Die Forscher stellten fest, dass Kinder, deren Mütter in der Schwangerschaft an gastrointestinalen, gynäkologischen oder Harnwegsinfekten erkrankten, ein signifikant erhöhtes Risiko hatten, eine BA zu erleiden. Für die anderen bakteriellen und viralen Infektionen ließ sich kein entsprechender Zusammenhang herstellen. Besonders interessant: eine maternale Ansteckung im dritten Trimester war mit einem besonders hohen BA-Risiko vergesellschaftet.

Fazit für die Praxis

Die Daten legen nahe, dass es einen Zusammenhang zwischen maternalen Magen-Darm-Infektionen bzw. Infektionen im Urogenitalbereich und der Entstehung der biliären Atresie zu geben scheint. Weitere Studien könnten mehr Aufschluss über die Pathogenese der Erkrankung liefern, aber auch Möglichkeiten offenlegen, die zur Prävention der Erkrankung beitragen könnten.
 

Quelle:

Wang W, Chiu F, Kuo T, Shao YJ. Maternal Prenatal Infections and Biliary Atresia in Offspring. JAMA Netw Open. 2024;7(1):e2350044. doi:10.1001/jamanetworkopen.2023.50044