Lärmbelastung und Luftverschmutzung reduzieren die Fruchtbarkeit

Langfristige Umweltbelastungen durch Verkehrslärm und Feinstaub erhöhen das Risiko einer Infertilität bei Männern und Frauen.

Wichtige Erkenntnisse zum Einfluss von Lärm und Luftverschmutzung auf die Fruchtbarkeit:

Verkehrslärm fördert Unfruchtbarkeit bei Frauen

In der dänischen Kohortenstudie wurden fast eine Million Menschen über einen Zeitraum von durchschnittlich fünf Jahren beobachtet. Die Analyse ergab, dass Frauen ab 35 Jahren, die langfristig starkem Verkehrslärm ausgesetzt waren, ein signifikant erhöhtes Risiko für Unfruchtbarkeit aufwiesen. Frauen in jüngeren Altersgruppen (30–34,9 Jahre) zeigten dagegen keine signifikante Beeinträchtigung ihrer Fruchtbarkeit durch Lärmbelastung. Dies gilt auch für die jüngeren Männer. Auch im höheren Alter scheint Lärm beim männlichen Geschlecht nur eine geringe Rolle zu spielen: Infertilität bei Männern über 37 Jahren und Lärm sind nur schwach assoziiert.

Feinstaubbelastung als wichtiger Risikofaktor für Männer

Während bei Frauen der Verkehrslärm eine größere Rolle spielt, zeigte sich bei Männern ein deutlicher Zusammenhang zwischen Feinstaubbelastung und Unfruchtbarkeit. Die Studie ergab, dass jeder Anstieg der Feinstaubkonzentration um 2,9 µg/m³ mit einem um 24 % erhöhten Risiko für die Diagnose Unfruchtbarkeit bei Männern verbunden ist. Dies gilt für Männer jeden Alters in der untersuchten Population. Besonders betroffen sind aber Männer ab 37 Jahren. 

Biologische Mechanismen: Stress und hormonelle Veränderungen

Für die Zusammenhänge zwischen den genannten Umweltfaktoren und der Infertilität gibt es verschiedene Erklärungsansätze: Der Einfluss von Lärm auf die Fruchtbarkeit wird unter anderem mit der Ausschüttung von Stresshormonen, der Aktivierung des autonomen Nervensystems und der Hypothalamus-Hypophysen-Nebennierenrinden-Achse in Verbindung gebracht. Auch eine Beeinträchtigung des Schlafes durch hohe Lärmpegel kann eine Rolle spielen.

Eine hohe Luftverschmutzung durch Feinstaubpartikel wiederum kann zu oxidativem Stress und Entzündungen führen, die die Beweglichkeit, Anzahl und Morphologie der Spermien negativ beeinflussen.

Fazit und Handlungsempfehlungen

Die Autoren der Studie betonen, dass fundierte Kenntnisse über die Auswirkungen von Umweltfaktoren auf die Fruchtbarkeit angesichts sinkender Geburtenraten in vielen westlichen Ländern zunehmend an Bedeutung gewinnen. Sollten zukünftige Studien den Zusammenhang zwischen Unfruchtbarkeit und Feinstaub bzw. Lärm bestätigen, könnten Maßnahmen zur Verbesserung der Luftqualität und zur Lärmreduzierung langfristig auch zu einer Erhöhung der Fruchtbarkeitsraten beitragen.

Quelle:
  1. Sørensen M, Poulsen A H, Nøhr B, Khan J, Ketzel M, Brandt J et al. Long term exposure to road traffic noise and air pollution and risk of infertility in men and women: nationwide Danish cohort study BMJ 2024; 386 :e080664 doi:10.1136/bmj-2024-080664