AIDS trifft weltweit vor allem junge Mädchen hart
Trotz Rückgang der HIV-Neuinfektionen in den letzten Jahrzehnten zeigt sich das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen UNICEF besorgt hinsichtlich der geschlechtsspezifischen Unterschiede in der HIV-Verbreitung.
HIV-Epidemie betrifft erschreckend junge Mädchen südlich der Sahara
Trotz des deutlichen Rückgangs der weltweiten HIV-Neuinfektionen gibt es erschreckende Daten zu geschlechtsspezifischen Unterschieden, vor allem in Afrika südlich der Sahara. Hier sind Mädchen und junge Frauen weiterhin unverhältnismäßig stark von der HIV/Aids-Epidemie betroffen. Die Anzahl an wöchentlichen HIV-Neuinfektionen liegt für das Alter von 15-24 Jahren bei 3100 Neuinfektionen pro Woche. Fast 80 % der Neuinfektionen in den afrikanischen Ländern südlich der Sahara entfielen 2022 auf diese Altersgruppe.3 Epidemiologischen Daten (für das Jahr 2022) von UNICEF zufolge haben sich pro Woche 1900 Mädchen (10-19 Jahren) mit dem HI-Virus infiziert. Erschreckend ist nicht nur die Neuinfektionsrate, sondern auch das extrem junge Alter von 10 Jahren. Dies zeigt, wie schlecht es aktuell noch um das weibliche Geschlecht an unterschiedlichen Orten dieser Welt gestellt ist. Im Jahr 2022 wurden insgesamt 98.000 junge Mädchen mit HIV angesteckt. Die zunehmend konservative Politik verschiedener Länder und die damit verbundene Stigmatisierung sind hieran nicht unschuldig.1,2
Stigmatisierung und mangelnde Präventions- und Behandlungsoptionen in Osteuropa und Zentralasien
In den letzten Jahren ist die Anzahl an Neuinfektionen sowie die damit verbundene AIDS-bedingte Mortalität bei Kindern und Jugendlichen (bis 14 Jahre) deutlich zurückgegangen: UNICEF berichtete für das Jahr 2022 einen Rückgang von über 75 % (verglichen mit den Zahlen für die jährlichen Neuinfektionen aus dem Jahr 2000). Trotz dieser Entwicklung ist – global betrachtet – die ungleiche Verteilung hinsichtlich der HIV-Infektionsrate zu Ungunsten des weiblichen Geschlechts auffällig.1,2 In Osteuropa stecken sich junge Mädchen – und auch Jungen – u.a. auch (neben Sexualkontakten und der perinatalen Infektion) über hochriskantes Verhalten beim Drogenkonsum an. Ein großes Problem in Osteuropa und Zentralasien ist die Stigmatisierung und der fehlende (bzw. mit Hindernissen assoziierte) Zugang zu Präventions- sowie Behandlungsdiensten.4
Schulbildung, wirtschaftliche Autonomie und die Gewährleistung der Selbstbestimmung als Schlüssel zur AIDS-Bekämpfung
Auf der 68. CSW (Commission on the Status of Women) vom 11. bis 22. März 2024 – der größten jährlichen Veranstaltung der Vereinten Nationen zur Gleichstellung der Geschlechter und zur Stärkung der Rolle der Frau – spielte die beschleunigte Verwirklichung der Gleichstellung der Geschlechter und der Stärkung der Rolle aller Frauen und Mädchen eine zentrale Rolle. Bildung wurde als zentrales Element zur Senkung der hohen HIV-Raten betitelt. Hierfür ist jedoch ein gewaltfreies schulisches Umfeld notwendig. Weitere wichtige Punkte zur Prävention der aktuell noch hohen HIV-Neuinfektionsrate sind eine umfassende Sexualerziehung sowie ein stigmafreier Zugang zu Gesundheitsdiensten sowie zu Dienstleistungen im Bereich der sexuellen und reproduktiven Gesundheit. Wirtschaftliche Autonomie und die Gewährleistung der Selbstbestimmung der jungen Mädchen ist ebenso ein Schlüssel zur Beendigung von AIDS als Bedrohung der öffentlichen Gesundheit. Die Ministerin für Geschlechtergleichstellung und Vielfalt aus Luxemburg äußerte ihre Sorgen zu den aktuellen politischen Entwicklungen weltweit:3
„Ich finde es äußerst besorgniserregend, dass die extrem konservative Politik im Bereich der sexuellen und reproduktiven Gesundheit und Rechte zunimmt. Das gilt für die ganze Welt, aber auch für die afrikanischen Länder südlich der Sahara. Wir müssen vermeiden, in die Vergangenheit zurückzugehen. Wir müssen die Mädchen stärken, denn nur so werden wir die Frauen stärken können.“
Zitat Yuriko Backes, Ministerin für Geschlechtergleichstellung und Vielfalt, Luxemburg
65 % der betroffenen Mädchen und jungen Frauen erhalten keine HIV-Therapie
Global betrachtet müssen heranwachsende Mädchen die unverhältnismäßig große Last der HIV-Erkrankung tragen. Die lebensrettende HIV-Behandlung erhielten im Jahr 2023 nur 65 % der betroffenen Mädchen und jungen Frauen. Allein im Jahr 2023 sind weltweit rund 12.000 Mädchen im Alter von 10-19 Jahren an den Folgen der HIV-Infektion verstorben (Daten der Global HIV und TB zufolge).5
Kinder leiden besonders unter der HIV-Infektion
Das noch nicht vollständig entwickelte Immunsystem von Kindern hat zur Folge, dass sie eine HIV-Infektion stärker trifft als erwachsene Personen mit HIV. Sie können im Gegensatz zu HIV-negativen Kindern pädiatrische Infektionen oft nicht wirksam genug bekämpfen. Zu den häufigen Infektionen bei HIV-positiven Kindern zählen folgende Erkrankungen:
- Ohren-/Nasennebenhöhlenentzündungen
- Sepsis
- Meningitis
- Tuberkulose und Lungenentzündungen
- Harnwegsinfektionen
- Darmerkrankungen
- Hauterkrankungen
HIV-positive Kinder in Entwicklungsländern sind von Tuberkulose, Durchfall- und Atemwegserkrankungen besonders stark betroffen.5
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https://www.united-internet-for-unicef-stiftung.de/aktuelles/themen/aids-hiv-kinder-schuetzen
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https://www.unicef.ch/de/aktuell/news/2023-12-01/welt-aids-tag-erhebliche-behandlungsluecken-bei-kindern-und-jugendlichen
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https://www.unaids.org/en/resources/presscentre/featurestories/2024/march/20240311_csw68-education-plus#:~:text=continues%20to%20d-,Despite%20substantial%20declines%20in%20new%20HIV%20infections%20globally%2C%20the%20HIV,women%20aged%2015%2D24%20years.
- Global AIDS Monitoring 2018, UNAIDS 2018 estimates and UNICEF Global Databases of nationally representative population-based surveys 2010–2017. For more information, visit data.unicef.org
- https://www.cdc.gov/global-hiv-tb/php/events/idgc.html
- https://www.pedaids.org/about/about-pediatric-aids/