Vitamin D könnte das Diabetesrisiko senken

In einer aktuellen Meta-Analyse der Universität Boston reduzierte Vitamin D bei Erwachsenen mit Prädiabetes das Risiko, einen manifesten Diabetes Typ 2 zu entwickeln, um 15 Prozent.

Vitamin D-Mangel mit hoher Prävalenz

Hoher Vitamin-D-Serumspiegel senkt das Risiko für die Progression von Typ-2-Diabetes

Eine kürzlich in den Annals of Internal Medicine erschienene systematische Meta-Analyse von drei randomisierten klinischen Studien zu Vitamin D in der Diabetesprävention ergab, dass Menschen mit Prädiabetes, die Vitamin-D-Präparate einnahmen, ein um 15 Prozent geringeres Risiko hatten, einen manifesten Diabetes zu entwickeln. Über einen Zeitraum von drei Jahren betrug die absolute Risikoreduktion 3,3 Prozent. Die Number Needed to Treat (NNT) lag bei 30. Insgesamt waren knapp 4.200 Menschen in die Analyse eingeschlossen, die statistische Power für wirkliche Schlussfolgerungen zur Blutzuckerkontrolle hierdurch ein wenig limitiert.2

"Diese relative Risikoreduktion mag zwar gering erscheinen, aber wenn man sie auf die weltweit mehr als 374 Mio. Erwachsenen mit Prädiabetes hochrechnet, deutet sie darauf hin, dass die kostengünstige Vitamin-D-Supplementierung die Progression von Typ-2-Diabetes bei mehr als 10 Mio. Menschen aufhalten könnte", schreiben die Autoren.3

Die drei kontrollierten Studien kamen aus Norwegen, den USA und Japan und hatten die Teilnehmer zu folgenden Dosierungen oder Placebo randomisiert: Cholecalciferol 20.000 IE wöchentlich, 4.000 IE täglich oder Eldecalcitol 0,75 μg täglich.

Die Meta-Analyse berichtete keine Hinweise auf Unterschiede bezüglich der Raten unerwünschter Ereignisse (Nierensteine RR 1,17; Hyperkalzämie RR 2,34; Hyperkalziurie RR 1,65; Tod RR 0,85).

Wie viel Vitamin D ist genug?

Geschätzt sind etwa 50 Prozent der Weltbevölkerung Vitamin D-defizient.1 Während es für andere Mikronährstoffe relativ klare Zahlen und Empfehlungen gibt, ist die Situation beim Vitamin D ein wenig komplexer und der individuelle Tagesbedarf schwieriger zu bestimmen. Hierbei sind unter anderem der Zustand der Körperspeicher (erstmaliger Beginn einer Supplementierung versus Erhaltungsdosis), Jahreszeit und Alter zu berücksichtigen. Frühere Empfehlungen zur Vitamin-D-Dosierung stehen stark in der Kritik, zu pauschalisiert und viel zu niedrig angesetzt zu sein.4 Möglicherweise reichen diese oftmals gerade so aus, um eine manifeste Defizienz zu verhindern (ein schwerer Mangel liegt bei Blutwerten unter 20 ng/ml vor). Um suffiziente Serumkonzentrationen zu erreichen und die Körperspeicher nicht auszulaugen, kann zuweilen ein Mehrfaches der früheren niedrigen Empfehlungen nötig sein.5,6

Erwachsene benötigen etwa 3.000 bis 5.000 IE Vitamin D täglich (aus allen Quellen zusammen: Sonne, Nahrung und Vitamin D aus Körperspeichern).5 Bei Supplementierung ist zu berücksichtigen, dass die orale Bioverfügbarkeit der meisten Präparate bei etwa 50 Prozent liegt. Für chronisch Kranke (etwa MS-Patienten) werden in der Regel höhere Zielbereiche empfohlen als für Gesunde. Je nach Quelle finden sich hier aktuell oft Angaben von 60 bis 90 ng/ml (150 bis 225 nmol/L), die als Orientierung gedacht sind.7,8

Die Teilnehmer der oben genannten norwegischen und der amerikanischen Studie, die mittlere 25-Hydroxy-Vitamin-D-Serumspiegel ≥ 125 nmol/L aufrechterhielten, verzeichneten ein um 76 Prozent geringeres Risiko, an Typ-2-Diabetes zu erkranken, als diejenigen, deren Spiegel zwischen 50 und 74 nmol/L lag. Die Ergebnisse dieser Metaanalyse legen nahe, dass Prädiabetiker einen 25-Hydroxyvitamin-D-Spiegel nahe oder über 125-150 nmol/L (entsprechend 50 bis 60 ng/ml) aufrechterhalten sollten.3

Was bei der Einnahme von hochdosiertem Vitamin D3 zu beachten ist

Bei der Substitution von Vitamin D ist es wichtig, den restlichen Mikronährstoffstatus zu berücksichtigen und zusätzlich Vitamin K2 und Magnesium einzunehmen, um Komplikationen im Zusammenhang mit übermäßiger Verkalkung zu vermeiden.

Magnesium ist für die Aktivierung von Vitamin D notwendig und ohne ausreichende Mengen davon kann das eingenommene Vitamin D nicht korrekt verwertet werden. Das ist in dieser Patientengruppe von besonderer Wichtigkeit, da ein schlecht eingestellter Diabetes zu Magnesium-Mangel führen kann. Umgekehrt haben prospektive Längsschnittstudien auch dokumentiert, dass ein Mangel an Magnesium die Komponenten des metabolischen Syndroms begünstigt.

Doch auch in der Allgemeinbevölkerung handelt es sich um ein häufiges und oft vernachlässigtes Problem. Mehr als die Hälfte der Menschen dürfte hier unterversorgt sein (je nach Quelle findet sich eine große Streubreite von Schätzungen). Laut Zahlen der WHO erreichen bis zu 75% der US-Amerikaner die empfohlene Tageszufuhr nicht.9 Warum es unter einer westlichen Standardernährung so schwer ist, genug Magnesium zu bekommen und wie man die Situation – außer durch Supplementierung – noch verbessern kann, lesen Sie in der unteren Hälfte dieses Beitrages über Hypomagnesiämie. Falls eine Supplementierung nötig wird, gelten Magnesium-L-Threonat und Magnesium transdermal (als Öl) als die für den Organismus am besten verwertbaren Formen.

Die Einnahme von Vitamin D sollte zudem in Kombination mit Vitamin K2 (Menachinon) erfolgen, da beide zusammenwirken und viele Patienten hier ebenfalls defizient sind. Vitamin K2 (nicht K1) ist essenziell für den korrekten Abtransport und die Verwertung von Calcium und spielt somit eine besonders wichtige Rolle in der Vorbeugung von Osteoporose, Arteriosklerose und Erkrankungen der Herzkranzgefäße. Ein K2-Mangel erhöht das Risiko, an einem Herzversagen zu sterben, fast ebenso signifikant wie starkes Rauchen.5,6,10 Als für den Körper am besten verfügbare und wirksamste Form gilt all-trans Menachinon-7 (MK-7).
 

Quelle:
  1. Siddiqee, M. H., Bhattacharjee, B., Siddiqi, U. R. & MeshbahurRahman, M. High prevalence of vitamin D deficiency among the South Asian adults: a systematic review and meta-analysis. BMC Public Health 21, 1823 (2021).
  2. Pittas, A. G. et al. Vitamin D and Risk for Type 2 Diabetes in People With Prediabetes. Ann Intern Med (2023) doi:10.7326/M22-3018.
  3. Vitamin D May Slow Progression to Type 2 Diabetes. The Doctor Will See You Now http://www.thedoctorwillseeyounow.com/content/diabetes/art6788.html.
  4. Heaney, R. P. & Holick, M. F. Why the IOM recommendations for vitamin D are deficient. J Bone Miner Res 26, 455–457 (2011).
  5. Vitamin D Tagesbedarf | Dr. Schweikart. http://www.vitamind.net/tagesbedarf/.
  6. Höhere Vitamin D-Spiegel mit niedrigerem Krebs-Risiko assoziiert. https://www.esanum.de/blogs/onkologie-blog/feeds/today/posts/hohere-vitamin-d-spiegel-mit-niedrigerem-krebs-risiko-assoziiert.
  7. annojordan. Das MRT zeigt: Vitamin D ist Pflichtprogramm gerade auch bei immunmodulierten Patienten. Life-SMS https://lifesms.blog/2021/10/31/das-mrt-zeigt-vitamin-d-ist-pflichtprogramm-gerade-auch-bei-immunmodulierten-patienten/ (2021).
  8. MS & Vitamin D Deficiency. https://overcomingms.org/recovery-program/sunlight-vitamin-d.
  9. Who is at Risk for Magnesium Deficiency? https://www.thorne.com/take-5-daily/article/who-is-at-risk-for-magnesium-deficiency.
  10. Cundiff, D. K. & Agutter, P. S. Cardiovascular Disease Death Before Age 65 in 168 Countries Correlated Statistically with Biometrics, Socioeconomic Status, Tobacco, Gender, Exercise, Macronutrients, and Vitamin K. Cureus 8, e748 (2016).

    letzter Zugriff auf Websites: 17.3.23