Krätzemilben des Menschen können nur in menschlicher Haut überleben und werden bei sehr engem Körperkontakt übertragen. Daher sind sie häufiger auch in einem sexuellen Kontext anzutreffen.
Die Weibchen graben in der Epidermis der Haut tunnelförmige Gänge, in denen sie Eier legen und Kot absetzen. In tiefere Hautschichten dringt der Befall allerdings nicht vor, da die Sauerstoffversorgung der Milben allein über Diffusionsprozesse stattfinden kann.
Während der Erstbefall und die beginnende Ausbreitung der Krätzemilben in der Haut noch symptomlos sein können, nimmt der Juckreiz in der Folge immer weiter zu. Die Diagnose Skabies wird in der Regel mittels eines Auflichtmikroskops gestellt. Nachweisbar sind die weibliche Milbe, am blinden Ende ihres Hautgangsystems sitzend, sowie der Kot und die Eier.
Die Krätzemilben besiedeln überwiegend Hautareale mit dünner Hornhautschicht sowie höherer Körpertemperatur. Dazu zählen z. B. die Interdigitalfalten der Hände und Füße, die Achseln, die Perianalregion sowie der Penisschaft.
Die Skabies wird in der Regel topisch mit einmalig 5% Permethrin-Creme behandelt. Bei hartnäckigerem Befall oder Immunsuppression kann die Behandlung nach 14 Tagen wiederholt werden. Alternativ wird Ivermectin (200 µg/kg einmalig) oral eingesetzt. Gegebenenfalls ist auch hier die Behandlung nach ca. 1–2 Wochen zu wiederholen.
Weder Permethrin noch Ivermectin sind derzeit zur Skabies-Therapie bei Schwangeren zugelassen. Nach Aufklärung und aktiver Zustimmung der Patientin kann jedoch leitlinienkonform topisch mit Permethrin-Creme 5% behandelt werden.
Filzläuse werden ganz ähnlich wie die Skabies über engen Körperkontakt, z.B. beim Sex, übertragen – Bettwäsche und kontaminierte Handtücher sind ebenfalls mögliche Ansteckungsquellen.
Einmal auf dem neuen Wirt angekommen, suchen die Filzläuse behaarte Körperregionen auf, vor allem den Schambereiche, die Anogenitalregion, die Achseln bis hinauf zum Bart und den Augenbrauen.
Filzläuse sind sehr klein und mit dem bloßen Auge leicht zu übersehen. Mittels Auflichtmikroskop sind die Tiere jedoch gut darstellbar. Typischerweise sitzen die Filzläuse in den behaarten Körperregionen und umgreifen beidseits je ein Haar. Diese für die Läuseart charakteristische „Figur“ wird daher auch als sogenanntes „Nordic-Walking-Zeichen“ angesprochen. In der Tat sieht es so aus, als würde die Laus mit den Haaren als Stöcken davonlaufen.
Auch die Filzläuse sind klassisch mithilfe einer Permethrin-Creme (1 %) gut zu behandeln. Alternativ kann Ivermectin 200 µg/ml einmalig p.o. verabreicht werden. Cave! Auch hier liegt derzeit keine Zulassung zur Anwendung in der Schwangerschaft vor. Läuse und Eier sind zudem zusätzlich per Läusekamm mechanisch zu entfernen.
Einmal erkannt, sind Skabies und Filzlausbefall sehr gut topisch behandelbar. Dennoch gilt wie bei klassischen STI auch, dass im Falle einer Diagnose möglichst alle engen Kontaktpersonen und Partner:Innen mitbehandelt werden. Andernfalls droht hier gerade im sexuellen Kontext ein Ping-Pong-Effekt aus Neuinfektion, Behandlung und Reinfektion. Für Gemeinschaftseinrichtungen besteht im Fall von Skabies überdies ein Betretungs- und Kontaktverbot für die Zeit der Infektion.
Quelle:
Kolb-Mäurer A. Belebtes im Schritt – Intertrigo, Filzlaus und Skabies. Session 11: Beschwerden im Intimbereich, die keine STI sind. STI-Kongress 2022, Berlin