Helicobacter pylori besiegen: Mission impossible?

Die Infektion mit Helicobacter pylori gilt als Hauptursache für das Magenkarzinom. Gelingt es, H. pylori auszurotten, wird wohl auch eine Reihe weiterer magenbezogener Erkrankungen seltener werden. Doch wie nah sind wir diesem Ziel eigentlich?

Wichtige Fakten zur Therapie von Helicobacter pylori

Empfehlungen zum Antibiotic Stewardship einhalten 

Die Eradikation von H. pylori in infizierten Individuen reduziert das Risiko für Magenkarzinome deutlich. Daher sollen H.-pylori-Infektionen gemäß den aktuellen Empfehlungen (Maastricht VI/Florence consensus report) nach Diagnose auch therapiert werden.

Die moderne H.-pylori-Therapie erfolgt in den meisten Fällen noch immer empirisch, also als vordefinierte Antwort auf die Diagnose. Besser ist jedoch, vor dem Beginn einer Therapie die Antibiotika-Sensitivität des Erregers zu testen. Denn Antibiotikaresistenzen nehmen weltweit bei vielen bakteriellen Erregern zu, auch H.pylori ist davon nicht ausgenommen. Häufig sind die lokalen Resistenzdaten hierzulande zudem unbekannt. 

Ein sensitivitätsbasierter Einsatz von Antibiotika bei H. pylori erfüllt darüber hinaus nicht nur die Anforderungen des Antibiotic Stewardships, sondern schützt möglicherweise auch andere Darmmikrobiota besser. Dadurch wird verhindert, dass sich Resistenzgene akkumulieren (das sogenannte Resistom). Die Frage, ob es zeitnah einen Impfstoff geben könnte, musste Prof. em. Francis Mégraud, ​​Sekretär der EHMSG (European Helicobacter and Microbiota Study Group), bei der UEG-Week 2022 im Gespräch mit "Nein" beantworten: 

"Es wird viel daran gearbeitet, aber es ist noch nicht in die klinische Praxis eingetreten und ich glaube nicht, dass das bald stattfinden wird".

Einen Rückschlag erlitt der Kampf gegen H. pylori unlängst infolge der COVID-19-Pandemie. Lockdowns und Kontaktbeschränkungen sowie die Angst vieler Patientinnen und Patienten beeinflussten das Management der H.-pylori-Infektionen. So sanken beispielsweise die Gastroskopie-Raten, was die Zeiten bis zur Diagnose des Magenkarzinoms signifikant verlängerte.

Sollten auch infizierte Kinder eine H.-pylori-Therapie erhalten? 

Vor dem Hintergrund einer möglichst frühen Behandlung der Infektion mit H. pylori, ist insbesondere die Frage interessant, ob Kinder mit H.-pylori-Infektion ebenfalls analog den Erwachsenen > 18 Jahre behandelt werden sollten oder nicht.

Die klare Antwort der Expertinnen und Experten: Ja, allerdings ist dies immer nur dann in Erwägung zu ziehen, wenn zuvor ein ausführliches Aufklärungsgespräch mit den Eltern stattgefunden hat. Bei Kindern komme es vor allem darauf an, genau zwischen den Therapieerfolgen (z. B. Prävention von Magenkomplikationen bis hin zum Magenkarzinom) und den Spätfolgen einer unbehandelten Infektion mit H. pylori abzuwägen.

Therapierisiken für Kinder sind vor allem die Effekte der Antibiose auf das Darm-Mikrobiom. Ebenso sind in einigen Ländern der Welt Reinfektionen sehr viel wahrscheinlicher. Besonders interessant ist ferner der Verlust der möglichen "Schutzwirkung" einer H.-pylori-Infektion gegen Immunerkrankungen und Allergien. Letzteres wird jedoch derzeit weiter kontrovers diskutiert.
 

Quelle: UEG Week, 8.–11. Oktober 2022, Wien