Der PD-1-Hemmer Pembrolizumab (Keytruda) verbessert die 5-Jahres-Überlebensraten von Patienten mit nichtkleinzelligem Lungenkarzinom (NSCLC) deutlich, der Effekt war bei Patienten mit hoher PD-L1-Expression besonders gut. Dies zeigte eine Langzeitauswertung der im Jahr 2011 gestarteten Phase-I-Studie KEYNOTE 001, die von Edward B. Garon; David Geffen School of Medicine, Los Angeles, Kalifornien, USA bei der Jahrestagung der American Society for Clinical Oncology (ASCO) am 2. Juni 2019 als Poster vorgestellt wurde. Nach 5 Jahren lebten noch 23,2% der nicht mit Chemotherapie vorbehandelten und 15,5% der vorbehandelten Patienten.
Der PD1-Inhibitor Pembrolizumab wurde im Jahr 2014 zunächst für die Behandlung des Melanoms zugelassen, mittlerweile kann er bei einer Vielzahl von Tumoren eingesetzt werden, so auch beim NSCLC in verschiedenen Therapielinien und Tumorstadien. Die Phase-1-Studie KEYNOTE-001 war die erste klinische Studie, in der Pembrolizumab bei Patienten mit verschiedenen Tumoren eingesetzt wurde. In der Studie erhielten 555 Patienten mit fortgeschrittenem NSCLC Pembrolizumab 2mg mg/kg Körpergewicht alle 3 Wochen oder 10mg/kg Körpergewicht alle 2 bis 3 Wochen. Heute wird Pembrolizumab unabhängig vom Körpergewicht als Einzeldosis von 200mg alle 3 Wochen verabreicht. Von den 550 Teilnehmern waren 449 vorbehandelt, 101 erhielten den PD-1-Inhibitor als First-Line-Therapie.
Die Patienten wurden im Median 60,6 Monate nachbeobachtet. Nach dieser Zeit waren noch 100 Teilnehmer (18%) am Leben, und zwar 23,3%, die keine Vorbehandlung erhalten hatten, und 15,5% mit Vorbehandlung. Höhere PD-L1-Spiegel erhöhten die Chance auf ein längeres Überleben. Nach 5 Jahren lebten noch 29,6% der Patienten ohne Vorbehandlung mit einer PD-L1-Expression von mindestens 50% im Vergleich zu 15,7% mit einer PD-L1-Expression unter 50%. Die entsprechenden Zahlen für die vorbehandelten Patienten: 12,6% bei hoher PD-L1-Expression, 3,5% bei geringerer PD-L1-Expression.
Die Ansprechrate vorbehandelter Patienten lag bei 42%, das Ansprechen hielt im Median 16,8 Monate an. Die Ansprechrate nicht vorbehandelter Patienten betrug 23% mit einer Dauer von 38,9 Monaten.
Insgesamt 60 Patienten hatten Pembrolizumab über mindestens 2 Jahre erhalten. Von diesen lebten zum Zeitpunkt der aktuellen Auswertung noch 46.
Immuntoxische Effekte wurden bei 17% der Behandelten beobachtet, wobei eine Hypothyreose mit einer Inzidenz von 8 bis 9% am häufigsten war. Meist war sie jedoch vom Schweregrad 1/2. Eine Pneumonitis wurde in rund 4% der Fälle registriert, die Hälfte war vom Grad 3 bis 5.
"Die Tatsache, dass wir Patienten in dieser Studie haben, die sogar noch nach 7 Jahren am Leben sind, ist ziemlich beachtlich", meinte Garon bei einer Pressekonferenz der ASCO. "Wir haben zudem den Hinweis, dass die meisten Patienten, denen es nach 2 Jahren unter Pembrolizumab gut geht, auch die 5-Jahres-Überlebensmarke – und noch länger – schaffen."
ASCO-Experte David L. Graham, Levine Cancer Institute in Charlotte, North Carolina, USA, erläuterte bei der Pressekonferenz: "Diese Daten entsprechen dem, was wir mit der Immuntherapie auch bei anderen Krebsarten sehen: Es gibt eine Patientenpopulation, die 5 und mehr Jahre überlebt. Es ist beachtlich, dass wir für immer mehr Patienten die Überlebenszeiten nicht mehr in Monaten, sondern in Jahren rechnen können." Früher überlebten nur etwa 5% oder weniger der Patienten mit metastasiertem NSCLC 5-Jahre. Allerdings ergänzte Graham: "Wir haben noch einen langen Weg vor uns, um die Outcomes für alle Patienten mit fortgeschrittenem Lungenkrebs verbessern zu können."
Quelle:
Garon EB, et al. Five-year long-term overall survival for patients with advanced NSCLC treated with pembrolizumab: Results from KEYNOTE-001. 2019 ASCO Annual Meeting, Chicago, 31. Mai bis 4. Juni 2019, Abstract LBA9015. http://abstracts.asco.org/239/AbstView_239_255115.html