Mit der Erforschung des Mikrobioms treten neue Aspekte zur Krankheitsentstehung zutage. Es ist wahrscheinlich, dass es urologische Malignome beeinfussen kann, berichtet Dr. Giuseppe Magistro, LMU München, auf dem Urologenkongress in Dresden.
Studien mit neuen molekularbiologischen Analysemethoden zeigen, dass sich in den Harnwegen auch bei Gesunden eine ganze Menge von Mikroben tummeln. Der Urin ist also mitnichten steril. Die Gesamtheit aller vorkommenden Mikroorganismen ist die Mikrobiota, deren kollektive Genome sind das Mikrobiom. Es weist 10x mehr mikrobielle Zellen als menschliche Zellen auf, es gibt 300x mehr mikrobielle Gene als menschliche Gene. Je nach Zusammensetzung kann es chronische Entzündungen verursachen, Gene und somit den Metabolismus menschlicher Zellen aktivieren sowie die Immunantwort auf Krebszellen beeinflussen. Zwar steht die Forschung beim Urogenitaltrakt noch am Anfang, erste Studien zeigen aber, dass sich zum Beispiel die mikrobiellen Populationen in Urin, Samenflüssigkeit und Prostatasekret bei Männern mit BPH und Männern mit Prostata-Ca signifikant unterscheiden.
Welche Rolle spielt das Mikrobiom beim Nierenzellkarzinom? Die Ergebnisse einer im Mai diesen Jahres erschienenen Studie (Hahn AW et al. Clin Genitourin Cancer 2018) zeigen, dass eine antimikrobielle Modulation des Darmmikrobioms das Outcome (progressionsfreies Überleben) unter Systemtherapie bei Patienten mit metastasiertem RCC verbessern kann. Eine antimikrobielle Therapie hingegen verschlechtert das Outcome der Immuntherapie für Patienten mit metastasiertem RCC.
Offenbar beeinflusst die Zusammensetzung des Mikrobioms auch die Entstehung von Urothelkarzinomen: In der Studienpopulation einer im Mai erschienenen chinesischen Studie (Wu P, et al. Front Cell Infect Microbiol 2018) finden sich im Mittelstrahlurin von Tumorpatienten mehr unterschiedliche Spezies und auch andere Bakterien als bei den gesunden Kontrollen.
Auch bei Patienten mit Prostatakarzinom fanden sich vermehrt Bacteroides spp, Streptococcus spp, ein vermehrter Kohlenhydrat-Metabolismus und eine geringere Vitamin B-Produktion im Vergleich mit Patienten, deren Biopsate kein PCa aufwiesen. Das zeigt eine im August erschienene Arbeit (Shrestha E et al. J Urol 2018).
Wie können Infektionskomplikationen nach Prostatabiopsie reduziert werden? PD Dr. Adrian Pilatz, Gießen, stellte dazu die Ergebnisse einer Cochrane Metaanalyse vor, die noch nicht publiziert ist. Pilatz und Kollegen screenten 1.556 Abstracts und schlossen schließlich 100 RCTs in ihre Analyse ein. Sie unterschieden dabei in technische Interventionen (Anzahl der Stanzzylinder, Anzahl der Injektionen für die Lokalanästhesie, transrektale vs. transperinale Biopsie ua.) und Antibiotikaprophylaxe. Sie fanden heraus:
Die Infektionsrate ist sicher reduzierbar durch:
Sie ist möglicherweise reduzierbar durch:
Sie ist unabhängig von:
Zu einer sinnvollen Antibiotikaprophylaxe bei endoskopischen urologischen OPs gab PD Dr. Gernot Bonkat, Basel, folgende Tipps:
Referenzen:
Kongress der Deutschen Gesellschaft für Urologie, Kongresszentrum Dresden, 26. bis 29. September 2018