Chlamydieninfektionen gehören zu den häufigsten sexuell übertragbaren Krankheiten. Prävention ist hier extrem wichtig, denn die zuweilen symptomlos vorübergehende Infektion kann ernste Konsequenzen haben.
Chlamydien stellen ein von vielen Patienten unterschätztes Problem dar. Gesetzlich versicherte Frauen können sich bis zum Abschluss des 25. Lebensjahres einmal jährlich beim Frauenarzt kostenlos testen lassen. Auch Schnelltests zur Eigenanwendung zu Hause werden für Frauen nicht nur in Apotheken, sondern auch online angeboten. Doch viele kennen ihren Status nicht.
Studien deuten darauf hin, dass die Seroprävalenz mit steigendem Alter und Anzahl der Sexualpartner zunimmt. In einer britischen Studie lag sie bei Frauen zwischen 30 und 34 Jahren mit 34 % und bei Männern zwischen 35 und 39 Jahren mit 19 % am höchsten.1 Erschreckende 77 % der seropositiven 16- bis 24‑Jährigen waren bislang nicht diagnostiziert.
Der Durchseuchungsgrad in der Bevölkerung ist demnach hoch und die Infektion kann sowohl bei Männern als auch Frauen ohne auffällige Symptome verlaufen. So können die Bakterien sich im Körper unbemerkt ausbreiten. Eine unbehandelte Infektion mit Chlamydia trachomatis gehört zu den häufigsten Gründen für unerfüllten Kinderwunsch, da es als Komplikation zu einer Tubenverklebung kommen kann.
Einen weiteren Grund, sich und den Partner im Zweifel lieber einmal mehr testen zu lassen, liefern zwei Studien, die beim diesjährigen AACR (American Association for Cancer Research) Annual Meeting in Chicago präsentiert wurden. 2,3
Zwei Studien mit voneinander unabhängigen Populationen untersuchten den Zusammenhang serologischer Marker mit dem Auftreten von Ovarialkarzinomen.
Eine war eine Fall-Kontroll-Studie mit 244 Ovarialkarzinom-Fällen und 556 gematchten Kontrollen, die zweite eine eingebettete Fall-Kontroll-Studie (Blutentnahme vor Diagnose) mit 159 Kontrollen sowie 160 Frauen, die während des Beobachtungszeitraumes ein Ovarialkarzinom entwickelten. Letztere war Teil der vom National Cancer Institute finanzierten PLCO‑Studie (Prostate, Lung, Colorectal, and Ovarian Cancer Screening Trial).
In beiden Populationen hatten Frauen mit Antikörpern gegen Pgp3 – ein Protein, das als sehr genauer Marker einer aktiven oder früheren Chlamydieninfektion gilt – ein etwa doppelt so hohes Risiko für die Diagnose eines Ovarialkarzinoms.
Für ebenfalls überprüfte Antikörper gegen andere Erreger – darunter Papillomviren, Herpes simplex, Hepatitis B und C – bestand keine Assoziation zum Ovarialkarzinom-Risiko. Der Zusammenhang scheint demnach für Chlamydien spezifisch zu sein.
Eine Limitation der Studien bestand allerdings darin, dass die genutzte Multiplex-Plattform nicht verlässlich auf Neisseria gonorrhoeae testen konnte, die auch ein wichtiger Erreger von PID ("pelvic inflammatory disease", Entzündung des oberen weibliches Genitaltraktes) sind.
Das Ovarialkarzinom ist eine relativ seltene Neoplasie, aber die Frauen, die es betrifft, haben oft schlechte Überlebensraten. Weitere Forschung zum Zusammenhang zwischen PID und Krebs sowie gute Prävention wären daher von großer Wichtigkeit.
Referenzen:
1. Woodhall, S. C. et al. Chlamydia trachomatis Pgp3 Antibody Population Seroprevalence before and during an Era of Widespread Opportunistic Chlamydia Screening in England (1994-2012). PLoS ONE 12, (2017).
2. Trabert, B. et al. Antibodies Against Chlamydia trachomatis and Ovarian Cancer Risk in Two Independent Populations. J. Natl. Cancer Inst. (2018). doi:10.1093/jnci/djy084
3. Chlamydia Infection is Associated With Increased Risk of Ovarian Cancer. Available at: https://www.aacr.org:443/Newsroom/Pages/News-Release-Detail.aspx?ItemID=1156. (Accessed: 26th August 2018)