Der Zusammenhang zwischen elektromagnetischen Feldern (EMFs) und Krankheiten

Umweltverschmutzung beschränkt sich leider längst nicht mehr auf das, was wir hören oder sehen können. Elektromagnetische Strahlung stellt mit einer Zunahme um das Trillionfache seit Mitte des 20. Jahrhunderts die am rasantesten zunehmende menschengemachte Umweltbelastung dar.

Umweltverschmutzung beschränkt sich leider längst nicht mehr auf das, was wir hören oder sehen können. Elektromagnetische Strahlung stellt mit einer Zunahme um das Trillionfache seit Mitte des 20. Jahrhunderts die am rasantesten zunehmende menschengemachte Umweltbelastung dar.

Der heutige Beitrag ist nicht nur für die Onkologie relevant, sondern für die Gesundheit allgemein. Im Lancet heißt diese Rubrik Planetary Health und wir wollen einen dort im Dezember veröffentlichten Artikel aufgreifen.1

Elektromagnetische Strahlung, wie sie für eine unüberschaubare Anzahl von Mobiltelefonen, Schnurlostelefonen, WiFi- oder Bluetooth-fähigen Geräten, Radar, Sicherheitsscannern oder intelligenten Zählern Verwendung findet, wird in den nächsten Jahren nochmals massiv zunehmen, wenn im Zuge neuer Technologien, wie 5G oder dem Internet of Things ("Allesnetz"), Millionen weiterer Hochfrequenz-Sender um uns herum hinzu kommen.

Obwohl immer mehr wissenschaftliche Evidenz zu schweren Umwelt- und Gesundheitsbeeinträchtigungen zutage tritt und das Thema in Laien- und Fachkreisen zunehmend intensiver diskutiert wird, orientieren sich Grenzwerte und Verordnungen für die Exposition der Bevölkerung noch immer an Leitlinien, die in den 1990ern unter der Vorstellung entwickelt wurden, dass nur akute Wärmeeffekte gefährlich sein könnten.

Die ORSAA (Oceania Radiofrequency Scientific Advisory Association), eine unabhängige wissenschaftliche Nonprofit-Organisation, hat die weltgrößte Datenbank peer-reviewter Studien zu elektromagnetischer Strahlung aufgebaut. Von 2266 Studien belegten 68% signifikante biologische oder gesundheitliche Auswirkungen.1 Und 89% von 242 experimentellen EMF‑Studien zu oxidativem Stress wiesen deutliche Effekte nach.2  Das Gewicht dieser Evidenz widerlegt die noch immer häufig anzutreffende Behauptung, die aktuell zulässigen Level seien unbedenklich.

Langzeiteinwirkung von Mikrowellen-Strahlung fördert Krebswachstum

Die potentiellen Auswirkungen auf die Gesundheit sind so vielfältig, dass wir den Umfang hier nur anreißen können.
Mikrowellen, wie sie für drahtlose Kommunikation und Überwachungstechnologien eingesetzt werden, bergen das Potenzial, Tumorwachstum zu begünstigen. Zu diesem Schluss kommt ein Review, für welches nur epidemiologische und experimentelle Studien hoher Qualität berücksichtigt wurden.3,4 Die Autoren sprechen von alarmierenden Ergebnissen und fordern, dass regulierende Behörden endlich aktiv und Grenzwerte neu überdacht werden.

Chronische Einwirkung war bereits in diversen Arbeiten mit erhöhtem oxidativen Stress und DNA‑Schäden2,5 sowie Krebsrisiko6 assoziiert. Es ist überdies gezeigt worden, dass akute, nicht-thermische Exposition den Hirnstoffwechsel7, die cerebrale elektrische Aktivität8 und systemische Immunantworten9 verändern kann. 

Belege für die Effekte auf das ZNS, darunter Störung der Entwicklung des Nervensystems10 und Verhaltensstörungen bei Kindern10, 11 sowie erhöhtes Risiko für einige neurodegenerative Erkrankungen,12 scheinen im Lichte ihrer ständig steigenden Inzidenzen besonders bedenklich.

Laborstudien, unter anderem große Studien des US National Toxicology Programs an Nagetieren13 und dem Ramazzini Institute in Italien14 bestätigen die gesundheitlichen Auswirkungen in vivo.1 Für Schädigungen von Flora und Fauna gibt es weitere Nachweise. Am prominentesten ist vielleicht das weltweite Sterben der Honigbienen und anderer Insekten, welches glaubhaft mit der Zunahme anthropogener EMFs in Zusammenhang steht. Sie nutzen zur Orientierung und Kommunikation Magnetorezeption, die von EMFs empfindlich gestört werden kann.15

Bisher nicht ausreichend untersucht sind potentielle Wechselwirkungen der menschengemachten EMFs mit den natürlichen, wie der Schumann-Resonanz, die das Wetter und Klima beeinflusst.1

5G-Einführung trotz dringend abklärungsbedürftiger Fragen weiter voran getrieben

Im September 2017 wurde der EU-Kommission ein von über 180 Ärzten und Wissenschaftlern aus 35 Ländern unterzeichneter Appell für eine einstweilige Aussetzung der weltweiten Markteinführung der 5G-Technologie vorgelegt.16,17 In Anerkennung des Vorsorgeprinzips forderten sie einen Stillstand der 5G-"Experimente" in Europa, bis die Sicherheit vollständig durch industrieunabhängige Wissenschaftler untersucht ist. Die Zulassung geschah quasi blind, ohne fundierte Evaluation potentieller Effekte auf Mensch und Umwelt.

5G wird in städtischen Gegenden etwa alle 10-20 Häuser eine Antenne erfordern und damit zu einer drastischen Zunahme der Zwangsexposition gegenüber elektro­magne­tischen Feldern im Hochfrequenzbereich (HF-EMF) führen, indem es zu GSM, UMTS, LTE, 2G, 3G, 4G, WLAN usw. hinzukommt.18 Es ist erwiesen, dass HF-EMF für Menschen und die Umwelt schädlich sind. Der Appell zitiert auch den International EMF Scientist Appeal von 2015, der inzwischen von 244 Wissenschaftlern gegengezeichnet wurde, die selbst peer-reviewte Forschung zum Thema veröffentlicht haben.16 In der Petition ersuchten sie die WHO und die UN direkt um sofortige Maßnahmen zur Reduzierung der Belastung für die Bevölkerung.

Im April 2018 stellte sich auch die International Society of Doctors for the Environment (ISDE) sowie deren Mitgliedsorganisationen in 27 Ländern hinter das Moratorium, bspw. die Physicians for Social Responsibility (PSR) in den USA.
"Wir [die Unterzeichnenden] glauben, dass es unethisch ist, die verfügbare Evidenz zu ignorieren und abzuwarten, ob sich Gesundheitsschäden durch dieses modifizierbare Risiko 'a posteriori' zeigen."16

Dies war Teil I - lesen Sie im Beitrag nächster Woche mehr!

Referenzen:
1. Bandara, P. & Carpenter, D. O. Planetary electromagnetic pollution: it is time to assess its impact. The Lancet Planetary Health 2, e512–e514 (2018).
2. Bandara P & Weller S. Biological effects of low-intensity radiofrequency electromagnetic radiation—time for a paradigm shift in regulation of public exposure. Radiat Protect Australas. 2–6 (2017).
3. Es gab frühe Warnungen zu Langzeitwirkungen - diagnose:funk. Available at: https://www.diagnose-funk.org/ratgeber/mobilfunk-risiken-und-alternativen/mobilfunk-risiken-und-alternativen/es-gab-fruehe-warnungen-zu-langzeitwirkungen. (Accessed: 16th December 2018)
4. Yakymenko, I., Sidorik, E., Kyrylenko, S. & Chekhun, V. Long-term exposure to microwave radiation provokes cancer growth: evidences from radars and mobile communication systems. Exp. Oncol. 33, 62–70 (2011).
5. Zothansiama,  null, Zosangzuali, M., Lalramdinpuii, M. & Jagetia, G. C. Impact of radiofrequency radiation on DNA damage and antioxidants in peripheral blood lymphocytes of humans residing in the vicinity of mobile phone base stations. Electromagn Biol Med 36, 295–305 (2017).
6. Carlberg, M. & Hardell, L. Evaluation of Mobile Phone and Cordless Phone Use and Glioma Risk Using the Bradford Hill Viewpoints from 1965 on Association or Causation. Biomed Res Int 2017, 9218486 (2017).
7. Volkow, N. D. et al. Effects of cell phone radiofrequency signal exposure on brain glucose metabolism. JAMA 305, 808–813 (2011).
8. Schmid, M. R. et al. Sleep EEG alterations: effects of different pulse-modulated radio frequency electromagnetic fields. J Sleep Res 21, 50–58 (2012).
9. Kimata, H. Microwave radiation from cellular phones increases allergen-specific IgE production. Allergy 60, 838–839 (2005).
10 Divan, H. A., Kheifets, L., Obel, C. & Olsen, J. Prenatal and postnatal exposure to cell phone use and behavioral problems in children. Epidemiology 19, 523–529 (2008).
11. Aldad, T. S., Gan, G., Gao, X.-B. & Taylor, H. S. Fetal radiofrequency radiation exposure from 800-1900 mhz-rated cellular telephones affects neurodevelopment and behavior in mice. Sci Rep 2, 312 (2012).
12. Zhang, X., Huang, W.-J. & Chen, W.-W. Microwaves and Alzheimer’s disease. Exp Ther Med 12, 1969–1972 (2016).
13. Cell Phone Radio Frequency Radiation. Available at: https://ntp.niehs.nih.gov/results/areas/cellphones/index.html. (Accessed: 16th December 2018)
14. Falcioni, L. et al. Report of final results regarding brain and heart tumors in Sprague-Dawley rats exposed from prenatal life until natural death to mobile phone radiofrequency field representative of a 1.8 GHz GSM base station environmental emission. Environ. Res. 165, 496–503 (2018).
15. Taye, R. R., Deka, M. K., Rahman, A. & Bathari, M. Effect of electromagnetic radiation of cell phone tower on foraging behaviour of Asiatic honey bee, Apis cerana F. (Hymenoptera: Apidae). Journal of Entomology and Zoology Studies 5, 1527–1529 (2017).
16. Scientists and Doctors Demand Moratorium on 5G. Available at: https://www.saferemr.com/2017/09/5G-moratorium12.html. (Accessed: 16th December 2018)
17. 5G Appeal. Available at: http://www.5gappeal.eu/. (Accessed: 16th December 2018)
18. Wissenschaftler warnen vor Risiken durch 5G - diagnose:funk. Available at: https://www.diagnose-funk.org/publikationen/artikel/detail&newsid=1220. (Accessed: 16th December 2018)